Zwei Jahre Krieg! Die Bilanz
Munich Kyiv Queer hat seit Kriegsbeginn über 200.000 Euro Spenden für queere Kriegsopfer in der Ukraine gesammelt und Geflüchteten geholfen, in München anzukommen. Die Einzelfallsoforthilfe kommt Menschen zugute, die ihren Job, ihre Heimat, Familie und Freund*innen verloren haben und/oder auf der Flucht sind. Queere Geflüchtete unterstützt Munich Kyiv Queer bei Integration und Unterkunft.
Die Solidarität mit der Ukraine ist ungebrochen – jedenfalls in München. Seit dem 24. Februar 2022 bitten wir, die sich seit 2012 im Namen der Landeshauptstadt für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans*, inter* und queere Menschen (englisch: LGBTIQ*) in Münchens Partnerstadt Kyjiw und darüber hinaus einsetzen, immer wieder um Spenden. Exakt 228.938,78 Euro sind bis heute zusammengekommen.
Was auf den ersten Blick nach viel Geld aussieht, entpuppte sich schnell als knappe Ressource. 200 Euro pro Person gibt die Initiative Munich Kyiv Queer bisher im Schnitt als Nothilfe einmalig an Einzelpersonen weiter. Das entspricht knapp einem halben durchschnittlichen Monatseinkommen in der Ukraine. Eine private Spendenaktion erlaubt schnelles, gebührenfreies und unbürokratisches Handeln. Und weil die Not groß ist, sind derzeit nur noch 27.682,63 Euro übrig (Stichtag: 21. Februar 2024).
Das Geld bekommen queere Menschen in Not, die ihren Job verloren haben, die ausgebombt wurden, krank sind, fliehen mussten. Als besonders vulnerable Gruppe stehen LGBTIQ* bei so etwas oft besonders alleine da, denn sie können sich nicht immer auf stabile Familienstrukturen verlassen und ihre Freundeskreise, oft die Wahlfamilie, sind im Zuge der Fluchtbewegungen häufig auseinandergerissen worden.
Dank an die Spender*innen und das Team
Conrad Breyer, Sprecher von Munich Kyiv Queer, freut sich über die ungebrochene Solidarität. „Wir sind so unendlich dankbar für die Hilfe!“ Sie kommt aus Münchens Community, ihren vielen engagierten Menschen und Organisationen; sie kommt aus der Münchner Zivilgesellschaft und häufig von Künstler*innen, insbesondere der Drag-Szene, die Munich Kyiv Queer eine Plattform für Spenden- und Hilfsaktionen bieten. Hilfe erreicht die Münchner*innen aber auch immer wieder von außerhalb der Stadt, aus Deutschland und sogar aus dem Ausland.
Für eine kleine, ehrenamtliche Gruppe wie Munich Kyiv Queer mit nur knapp einem Dutzend Mitglieder sei es schon eine herausragende Leistung, so viel Geld eingesammelt zu haben, sagt Conrad. „Viele von uns sind seit Jahren, insbesondere aber seit Kriegsbeginn ununterbrochen im Einsatz, um Unterstützung für unsere Partner-Organisationen und Freund*innen in der Ukraine zu organisieren.“
Wie Munich Kyiv Queer hilft
Und das Engagement betrifft bei Weitem nicht nur Spenden. Munich Kyiv Queer kümmert sich auch um Menschen, die nach München gekommen sind: Wir helfen bei Behördengängen und der Bürokratie, vermitteln bei der Wohnungssuche, kümmern uns über ein Mentoring-Programm um die Integration der Geflüchteten in Stadtgesellschaft und Community.
Mit den Spendengeldern konnte Munich Kyiv Queer bislang rund 1000 Einzelpersonen helfen, die die Mittel für Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung, (HIV-)Medikamente, Operationen, Hormone, Miete, Flucht, Dokumente, auch Beerdigungen benötigen. Es fehlt an allem!
Im vergangenen halben Jahr gingen die Zuwendungen etwa an Menschen (Namen geändert) wie:
- Vitalyna und Masha, zwei lesbische Frauen mit Kindern, die kürzlich aus dem besetzten Mariupol evakuiert wurden. Sie brauchten Geld für Miete, Papiere und Lebensmittel
- Lina, eine trans* Frau aus Charkiw. Sie verdient derzeit nicht genug, um ihre Miete und andere Bedürfnisse komplett zu decken
- Dmytro, ein schwuler Mann aus Pavlohrad. Er wurde verprügelt und brauchte Geld für eine Operation.
„Diese Hilfe ist für unsere Community wirklich von unschätzbarem Wert. Allein zu spüren, dass wir in diesem Krieg nicht alleingelassen werden und wir uns auf Freund*innen in München verlassen können, bedeutet uns alles“, sagt Stanislav Mishchenko, Board Member des KyivPride in Kyjiw. Auch Stas ist Mitglied von Munich Kyiv Queer.
Jede Hilfsanfrage wird in Zusammenarbeit mit den queeren Partner-Organisationen von Munich Kyiv Queer in der Ukraine auf ihre Glaubwürdigkeit geprüft. Können die LGBTIQ*-Organisationen in der Ukraine selbst unterstützen, etwa durch das Ausstellen von Gutscheinen für Essen, Medikamente und Hygieneartikel, übernehmen sie gleich selbst. In allen anderen Fällen springt Munich Kyiv Queer ein.
Teil der Queeren Nothilfe Ukraine
Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass Munich Kyiv Queer mit etwa 40 anderen deutschen LGBTIQ*-Organisationen Teil des Bündnisses Queere Nothilfe Ukraine ist, das sie im Februar 2022 selbst mitgegründet hat. Die Queere Nothilfe Ukraine unterstützt dezidiert ukrainische LGBTIQ*-Organisationen. Sie hat seit dem 24. Februar über eine Million Euro eingenommen. Ukrainische LGBTIQ*-Organisationen verwenden das Geld für ihre eigenen Hilfsprogramme und für Schutzunterkünfte. Aber nicht alle queeren Menschen sind an diese Organisationen angebunden oder kennen sie; deswegen ergänzt Munich Kyiv Queer das Angebot mit seiner Einzelfallhilfe.
Der Krieg geht jetzt in sein drittes Jahr; ein Ende ist nicht absehbar. Wer weiterhin helfen möchte, kann das HIER tun. Auf der Seite www.MunichKyivQuer.org/helfen führen wir auch auf, wie die Spendengelder geholfen haben und wie aktuell die Lage für LGBTIQ* in der Ukraine ist. Außerdem finden sich dort Informationen über aktuell laufende Projekte.
So könnt Ihr helfen
EINZELFALLHILFE Munich Kyiv Queer unterstützt mit einer eigenen, privaten Spendenaktion über www.paypal.me/ConradBreyer die Menschen in der Ukraine, die in Not oder auf der Flucht sind. Denn nicht alle sind an ukrainische LGBTIQ*-Organisationen (s.u.) angebunden. Die Hilfe ist direkt, schnell und gebührenfrei, wenn Ihr auf PayPal die Option „Für Freunde und Familie“ wählt. Wer kein PayPal hat, kann alternativ an das Privatkonto von Conrad Breyer, Sprecher Munich Kyiv Queer, IBAN: DE42701500000021121454, Geld schicken.
Wir helfen unsere Freund*innen und Partnern. Alle Gesuche aus der Community werden in Zusammenarbeit mit unseren queeren Partner-Organisationen in der Ukraine akribisch geprüft. Können sie selbst helfen, übernehmen sie. Übersteigen die Anfragen die (finanziellen und/oder materiellen) Möglichkeiten der LGBTIQ*-Organisationen, sind wir gefragt.
HILFE FÜR LGBTIQ*-ORGANISATIONEN Wir haben zum Schutz von LGBTIQ* aus der Ukraine das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine mitgegründet. Ihm gehören um die 40 LGBTIQ*-Organisationen in Deutschland an. Sie alle haben ganz unterschiedliche Kontakte in die Ukraine und sind bestens vernetzt mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort, die Gelder für die Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen brauchen. Spendet hier
Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen
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