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München unterstützt den OdesaPride seit vielen Jahren. Wir schicken jedes Jahr im August eine Delegation ans Schwarze Meer, tragen mit eigenen Workshops und Kulturbeiträgen zum Gelingen des CSD im Süden der Ukraine bei. 2018 wollen wir wieder beim „Marsch der Gleichheit“ mitlaufen und schon im Vorfeld mit einer Kunstaktion die Menschen in der Stadt für Menschen- und LSBTI-Rechte einnehmen. Wir berichten in diesem Blog. Heute wieder mit Uwe Hagenberg, Sprecher von Munich Kyiv Queer.
Nach der Prideparade am Samstag fand am Sonntag ein erstes Treffen im neuen Queer Home in Odesa statt. Ihr wisst vielleicht, dass diese Community-Zentren nach drei Jahren in sieben Städten der Ukraine schließen mussten. Die Finanzierung dafür war ausgelaufen. Die Münchner Szene hat kollektiv Gelder dafür gesammelt, sodass das erste Queer Home nun wiedereröffnen konnte – an neuem Ort. Die Räume sind einladend und freundlich, schon bevor sie richtig fertiggestellt sind. Es wird eine lindgrüne Bar geben, einen großen sonnengelben Raum für Veranstaltungen und mit Raum für Kunst. Und einen Bereich, der in Anlehnung an einen Raum des Münchner LSBTI-Jugendzentrums Diversity gestaltet ist: Die Besucher*innen werden auf Stufen sitzen und Filme schauen können. Abgetrennt ein weiteres geräumiges Zimmer für psychosoziale Arbeit mit Einzelpersonen und Gruppen.
Gedacht sind die neuen Räume, um Ehrenamtlichen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Aktivitäten zu planen, und um jungen Lesben, Schwulen, Bi, Trans* und Inter* einen Schutzraum zu bieten. Passend war daher die Besetzung des ersten Treffens vor Ort: die beiden Leiterinnen der Gay Alliance Ukraine, die die Queer Homes in Kooperation mit Munich Kyiv Queer vor Ort betreiben, eine Gruppe Ehrenamtlicher und die Vertreter*innen unserer Gruppe, die zum OdesaPride angereist waren. Spannend für uns Münchner*innen: Alle Ehrenamtlichen sind Frauen inklusive einer Trans*frau.
Streichen, Streichen, Streichen
Alle waren wir hoch erfreut über die tollen neuen Möglichkeiten. Anna Leonova und Olena Hanich, die Leiterinnen der Gay Alliance Ukraine, haben mit der Unterstützung von Maria, einer Ehrenamtlichen, schon im Vorfeld des OdesaPride die Wände gestrichen, während sie den CSD in der Stadt organisierten. Sie haben Möbel und Paletten herangeschafft und was nicht noch alles. Bald soll die offizielle Eröffnung stattfinden.
In der lebendigen Diskussion gab es ein paar Stränge, die immer wieder auftauchten. Vorausschauend haben die Ukrainerinnen immer wieder Ideen ausgetauscht und abgewägt, wie sie auf die Dauer selbst die Finanzierung stemmen können. Die grundsätzliche Idee ist, die Münchner Anteile an der Finanzierung zurückzufahren und den ukrainischen Teil auszubauen. Auch wir Münchner*nnen haben natürlich unsere Erfahrungen eingebracht.
Viel Raum nahmen auch die Vorschläge ein, wie die Räume genutzt werden können – und von wem? Wen wünscht man sich als Publikum? Das erinnerte mich ein bisschen an Diskussionen wie ich sie aus dem Münchner Schwulenzentrum Sub von ganz früher kenne. Wir müssen für die da sein, die finanziell und sozial nicht so gut gestellt sind, ohne die anderen Gäste zu vergraulen, die auch Geld ins Haus bringen. Man sieht: Die Verbindung zur Finanzierung liegt immer nah. Ziemlich sicher ist schon, dass Qwerty Queer, der LSBTI-Chor aus Odesa sich über Proberäume freut. Eine Spielegruppe wurde angedacht (Monopoly), Fortbildungen in psychosozialen Themen und Social Media, Kunst- und Handwerksaktionen, um nur noch einige Ideen zu nennen.
Neubelebung des Ehrenamts?
Daran knüpfte sich der dritte Diskussionsbereich. Wie kann das Queer Home organisiert werden? Es gibt nicht wie früher einen angestellten, bezahlten Koordinator. Wird es alles ehrenamtlich zu stemmen sein? Braucht es eine Steuerungsgruppe? Wer bekommt Schlüssel? Soll es für einzelne Themen Verantwortliche geben? Wie sprechen die sich ab?
Und es gibt zwei ganz praktische Probleme: Wie kann die Sicherheit gewährleistet werden? Die Räume sind insofern günstig, als in dem Komplex ein Künstler lebte, auf dessen Spuren heute Touristen den schönen Innenhof anschauen. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass Rechtsextreme vielleicht vorsichtiger sind, um keine schlechte Presse zu bekommen. Trotzdem ist Sicherheit in der Ukraine ein Aspekt, der immer zu beachten ist. Ein weiteres Hindernis: Es gibt in den Räumen keinen Wasseranschluss. Bier kann man natürlich aus Flaschen ausschenken. Aber eine der Frauen meinte in der Diskussion, sie habe keine Lust, aus schmutzigen Gläsern zu trinken, was mit Lachen und Zustimmung bedacht wurde.
Es gibt also ein tolles Potenzial und gleichzeitig noch viel zu entwickeln. Wir waren sehr beeindruckt, bei der Geburtsstunde dabei sein zu dürfen und schauen voll Anteilnahme, wie sich das Kind entwickeln wird.
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