Münchner-ukrainischer Picknick-Talk

Auch im 2. Kriegsjahr kommen Aktivistinnen aus der Ukraine zum CSD. Sie alle kämpfen: Um ihr Land, ihr Leben, die Freiheit und natürlich auch für Sichtbarkeit und Akzeptanz von LGBTIQ*.

Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen, voneinander lernen, von unseren Kämpfen und unserer Geschichte. Wie geht es den Menschen dort? Was bewegt uns in München?

Triff Menschen aus Kyjiw, Odesa, Charkiw und München und bring dein Essen mit zum Picknick-Talk von Munich Kyiv Queer und dem LesbenSalon. Mit (in alphabetischer Reihenfolge)

  • Lenny Emson, KyivPride
  • Evhenija Kvasnevska, OdesaPride, Queer Home Odesa
  • Anna Sharyhina, Sphere, Charkiw (photo)

Wann: Freitag, 23. Juni 2023, 18 Uhr
Wo: LeZ, Müllerstraße 26
Veranstalter: Munich Kyiv Queer, LesbenSalon, LeZ

So könnt Ihr schon jetzt helfen:


EINZELFALLHILFE Munich Kyiv Queer unterstützt mit einer eigenen, privaten Spendenaktion über www.paypal.me/ConradBreyer Menschen in der Ukraine, die Hilfe brauchen und nicht an queere Organisationen angebunden sind. Das ist direkt, schnell und gebührenfrei, wenn Ihr die Option „Geld an Familie & Freunde senden“ wählt. Wer kein PayPal hat, kann alternativ an das Privatkonto von Conrad Breyer, IBAN: DE42701500000021121454, Geld schicken.

HILFE FÜR LGBTIQ*-ORGANISATIONEN Wir haben zum Schutz von LGBTIQ* aus der Ukraine das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine mitgegründet. Ihm gehören um die 40 LGBTIQ*-Organisationen in Deutschand an. Sie alle haben ganz unterschiedliche Kontakte in die Ukraine und sind bestens vernetzt mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort, die Gelder für die Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen brauchen. Spendet hier

Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen

Emin stammt ursprünglich aus Aserbaidschan. Vor Jahren kam er in die Ukraine, um zu arbeiten. Nach einem schwierigen Coming-out hat er hier die Liebe seines Lebens gefunden, Vlad. Und er hat Menschen kennengelernt, die ihn so akzeptieren, wie er ist. Niemals würde Emin aus dem Land fliehen – obwohl er könnte. Ein Portrait von Evgen Lesnoy.

Wer glaubt, dass in der Ukraine nur Ukrainer*innen leben, täuscht sich. Anders als es uns die russische Propaganda glauben lassen will, gibt es in unserem Land keine Zwangs-Ukrainisierung. Selbst Russisch sprechen im zweiten Jahr des Krieges selbstverständlich noch immer viele Menschen in den östlichen und südlichen Teilen der Nation.

In der Ukraine leben viele Menschen, die hierher kamen, um zu arbeiten. Sie stammen aus den Republiken der ehemaligen Sowjetunion. Und obwohl viele von ihnen keine ukrainischen Staatsbürger*innen sind, ist die Ukraine ihr Heimatland. Trotz des Krieges sind viele von ihnen geblieben, wie Emin.

Vlad und Emin. Foto: privat

Als Emin kennen ihn all seine Verwandten. Er ist 42 Jahre alt und Bürger Aserbaidschans. Allerdings lebt Emin nun schon seit über 15 Jahren in der Ukraine, in Kyjiw, um genau zu sein, den Außenbezirken der Hauptstadt.

Emin hatte sein Coming-out in der Ukraine. Er hat davor in der alten Heimat, auch in Moskau, wo er vor langer Zeit gewohnt hat, immer wieder versucht, sein Homosexualität zu unterdrücken. Aber man kann eben nicht gegen seine Natur leben.

Vald und Emin lernen sich beim Haareschneiden kennen

In der Ukraine hat er seine große Liebe gefunden. Vladik lernte er kennen, als der zum Haareschneiden kam. Denn Emin ist Friseur, obwohl er ganz früher mal Koch gelernt hat.

Seine Erfahrung in der Küche kam ihm in den ersten Monaten des Krieges zugute. Aber dazu gleich mehr.

Sie haben alle auf den Krieg gewartet. Keiner wollte glauben, dass er wirklich kommt, aber alle haben darauf gewartet. Emin und Vlad hatten, wie viele andere auch, ihre Koffer gepackt; sie standen im Flur.

Aber weder Vlad noch Emin machten dann von ihnen Gebrauch. Vom ersten Tag an, als die russischen Panzer auf Kyjiw zurollten, nur 15 Kilometer entfernt, beschloss das schwule Paar: Das ist unser Zuhause. Hier wollen wir bleiben.

Für das ganze Hause fing Emin plötzlich an Fladenbrot zu backen, wie er es von seiner Mutter gelernt hatte

In jenen Tagen organisierte der Wohnkomplex, in dem die beiden leben, seine eigene Territorialverteidigung. Waffen hatten sie zwar nicht, aber es war wichtig, Plünderer und Saboteure fernzuhalten. Vlad kommunizierte ständig mit verschiedenen ausländischen Medien, denn er spricht fließend Arabisch, Hebräisch und Englisch, und berichtete, was in Kyjiw vor sich ging: Dass die ukrainische Hauptstadt standhält und den Feind nicht reinlässt.

Emin nahm eine Schaufel und befestigte den Komplex zusammen mit den anderen. Und als die Geschäfte im Viertel schlossen, begann er, Brot zu backen. Freiwillige Helfer*innen brachten Mehl; mit den Nachbar*innen kneteten sie den Teig und machten Fladenbrote daraus, wie sie Emins Mutter in Aserbaidschan früher immer zubereitet hat.

Damals, im Februar 2022, als die russischen Truppen vor den Mauern Kyjiws standen, haben sie Emin oft gefragt: Warum gehst du nicht weg? Du bist kein Ukrainer und nicht wehrpflichtig. Warum bleibst du hier?

Emin hatte dafür nur eine Antwort: “Hier lebt Vladik, er ist mein große Liebe, mein Ehemann. Wie kann ich ihn verlassen? Wie kann ich Euch verlassen? Immerhin habt ihr uns alle aufgenommen. Ich habe nicht ein einziges homophobes Wort über uns gehört. Ich bin kein ukrainischer Staatsbürger, aber ich bin Ukrainer. Ein aserbaidschanischer Ukrainer. Ich werde bis zum Ende bei euch bleiben.”

In der Ukraine hat Emin eine neue Heimat gefunden, die er nicht verlassen will

Über ein Jahr ist vergangen und der Krieg hat sich von den Mauern Kyjiws entfernt. Im Sommer nahm sich Emin Zeit, in die Heimat zu fahren, um seine Mutter in Aserbaidschan zu besuchen. Und natürlich ist er zurückgekommen. Denn hier in der Ukraine hat er alles, was er zum Leben braucht: ein Zuhause und Menschen, die ihn so akzeptieren, wie er ist.

So könnt Ihr helfen:


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Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen

Emin is originally from Azerbaijan. Years ago he came to Ukraine for work. After a difficult coming out, he found the love of his life here, Vlad. And he has met people who accept him for who he is. Emin would never flee the country – although he could. A portrait by Evgen Lesnoy.

Anyone who believes that only Ukrainians live in Ukraine is mistaken. Contrary to what the Russian propaganda would have us believe, there is no forced Ukrainisation going on in this country. Even in the second year of the full scale war, many people in the Eastern and Southern parts of the nation still speak Russian as a matter of fact.

There are many people living in Ukraine who came here for work. They were born in countries of the former Soviet Union. And although many of them are not Ukrainian citizens, Ukraine is their homeland. Despite the war, many of them have stayed, like Emin.

Vlad and Emin. Photo: private

All his relatives know him as Emin. He is 42 years old and a citizen of Azerbaijan. However, Emin has been living in Ukraine for over 15 years now, in Kyiv, to be precise. He stays in the outskirts of the capital.

Emin came out as a gay man in Ukraine. Before that, in his old home country, also in Moscow, where he lived a long time ago, he tried again and again to suppress his homosexuality. But you can’t live against your nature.

Vald and Emin got to know each other in a hair salon

In Ukraine, Emin found the love of his life. He met Vladik when he came to cut his hair in Emin’s salon. Emin is a hairdresser, although he used to be a cook once.

His experience in the kitchen came in handy during the first months of the war. But more on that in a moment.

They were all waiting for the war. No one wanted to believe that it was really coming, but they were all waiting for it. Emin and Vlad, like many others, had packed their bags; they were standing in the hallway.

But neither Vlad nor Emin made use of them. From the very first day, when the Russian tanks rolled towards Kyiv, only 15 kilometres away, the gay couple decided: This is our home. This is where we want to be.

Emin suddenly started baking pita bread, as he had learned from his mother

In those days, the house where they live organised its own territorial defence. They didn’t have weapons, of course, but it was important to keep out looters and saboteurs. Vlad communicated constantly with various foreign media, as he is fluent in Arabic, Hebrew and English, reporting what was going on in Kyiv: That the Ukrainian capital was standing solid and did not let in the enemy.

Emin took a shovel and fortified the complex with his neighbours. And when the shops around closed, he started baking bread. Volunteers brought flour and they started working the dough and made pita bread, like Emin’s mother used to in Azerbaijan.

Back in February 2022, when the Russian troops were outside Kyiv’s walls, they often asked Emin: Why don’t you leave? You’re not a Ukrainian citizen and you’re not liable for military service. Why do you stay here?

Emin had only one answer for this: “Vladik lives here, he is my love, my husband. How can I leave him? How can I leave you? After all, you have taken us all in. I have not heard a single homophobic word about us. I am not a Ukrainian citizen, but I am Ukrainian. A Ukrainian from Azerbaijan. I will stay with you until the end.”

In Ukraine, Emin has found a new family that he does not want to leave

More than a year has passed now and the war has moved away from Kyiv. In the summer, Emin took time to go home and visited his mother in Azerbaijan. And of course, he came back. Because, here in Ukraine, Emin has everything he needs to live: a home and people who accept him as he is.

This is how you can help


INDIVIDUAL HELP Munich Kyiv Queer has its own fundraising campaign via www.paypal.me/ConradBreyer to support people in Ukraine who need help and are not organised in the local LGBTIQ*-groups. We can help fast, directly and unbureaucratically.

HELP FOR LGBTIQ* ORGANISATIONS To support LGBTIQ* in Ukraine we have helped set up the Alliance Queer Emergency Aid Ukraine, in which around 40 German LGBTIQ* Human Rights organisations are involved. All these groups have access to very different Human Rights organisations in Ukraine and use funds for urgently needed care or evacuation of queer people. Every donation helps and is used 100 percent to benefit queer people in Ukraine. Donate here

Questions? www.MunichKyivQueer.org/donations

Déjà-vu für einen guten Zweck. Im Geiste der langjährigen Städtepartnerschaft zwischen München und Kyjiw haben sich Drag-Künstler*innen aus der Ukraine und Deutschland erneut mit Munich Kyiv Queer zusammengetan, um am 10. Juni mit einem unterhaltsamen Cabaret-Abend für die wichtige Arbeit Geld zu sammeln, die Munich Kyiv Queer für queere Kriegsopfer leisten. Vorhang auf!

Charmante Gäste, große Show: Die Münchner Drag Queen VICKY VOYAGE (u.m.) führt durch die internationale Cabaret-Welt. Denn Vicky ist immer eine Reise wert. Mit Charisma und klugem Witz geleitet sie ihr Publikum durch den Abend. Die Gäste erwartet ein buntes Potpourri ukrainischer und deutscher Drag-Kunst.

Bevor es auf der Bühne im Wirtshaus zum Isartal losgeht, präsentieren wir hier im Schnelldurchlauf unsere Gäste:

Beim Enfant Terrible der deutschen Burlesque-Szene RUBY TUESDAY wird es in jeder Hinsicht sehr heiß auf der Bühne. Ruby Tuesday tritt seit über zehn Jahren europaweit als Neo-Burlesque-Performerin auf. Diese Kunstform erlaubt es den Performenden nicht nur, selbstbestimmt auf kreative und humorvolle Weise mit Weiblichkeit und Sinnlichkeit zu spielen, sondern auch, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen und Grenzen zu verwischen.

Ihre Wandlungsfähigkeit lässt Ruby in viele Rollen schlüpfen: Sie gibt das fluffige Bunny ebenso überzeugend wie den vor Männlichkeit strotzenden “Ruben Tuesday” – Ruby war Münchens erster Drag King.

“Alle Menschen auf dieser Welt verdienen es, frei zu wählen, wen sie lieben, und zu sein, wer sie sind.”

Samantha Jackson

Die ukrainische Drag-Botschafterin SAMANTHA JACKSON aus Odesa hat eine große Bühnenpräsenz, ein großes Herz und eine noch größere Stimme. Alles an ihr ist groß. Vor allem die Sehnsucht nach ihrer alten Heimat, die sie des Krieges wegen verlassen musste. Mit ihren Songs erinnert sie an die Ukraine.

Ihr Anliegen: Ein Leben in Freiheit! Samantha sagt: “Alle Menschen auf dieser Welt verdienen es, frei zu wählen, wen sie lieben, und zu sein, wer sie sind.”

Drag King Holey Father. Foto: Merlyn Charles Nieto

Das Münchner Drag-Phänomen HOLEY FATHER verbreitet blasphemischen Spaß, wo immer es kann. Mit einem Mix aus Popkultur und Sozialkritik bringt Holey die Leute zum Lachen, zum Weinen, aber auch zum Nachdenken.

AGNETA LINCHEVSKAYA aus Berlin ist eine Ikone der intellektuellen Erotik und die größte Regelbrecherin des Burlesque. Sie weigert sich hartnäckig, nach den Gesetzen des Genres zu arbeiten und setzt sich gerne durch. Sie wird verdächtigt, eine Doppelagentin zu sein, die als Kabarettistin undercover arbeitet – ultra sexy, aristokratisch, intelligent und extrem gefährlich! Äußerst verdächtig, nicht wahr? Seid bei „Munich Kyiv Extravaganza“ dabei, um die Wahrheit herauszufinden.

LIUDMYLA KURALIESOVA lebt zurzeit in der Schweiz. Die Sängerin aus Odesa fühlt sich in jedem Musikgenre sicher, von Rock bis Oper. Ihre Darbietungen sind von der ukrainischen Kultur durchdrungen. In jedem Lied spürt man die endlose Weite der ukrainischen Steppe, die warme Brise des Schwarzen Meeres und die Majestät der ukrainischen Karpaten.

Liudmyla verbindet in ihrer Kunst die unbändige Kraft einer unabhängigen Frau mit ihrer sensiblen lyrischen Natur. In ihrer Arbeit lenkt Liudmyla die Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft auf den Krieg in der Ukraine. Sie glaubt an gleiche Rechte für alle Menschen.

“Gender is a construct, build your own.”

Merritt Ocracy

MERRITT OCRACY ist Münchens ukrainische*r Drag-Quing. Ein Faerie-Harlekin, ein Vintage-Fürst der schelmischen Abgründe, ein Crossover-Chamäleon, das Raum und Zeit durchfliegt und von irgendwoher aus dem Weltall auf der Bühne gelandet ist. Merritt sagt: “Gender is a construct, build your own.”

Munich Kyiv Extravaganza (Flyer: Stanislav Mishchenko) ist ein Charity-Abend für queere Kriegsopfer. Die Künstler*innen verzichten alle auf ihre Gage; der Eintritt kommt ukrainischen LGBTIQ* zu Gute, die in Not sind oder auf der Flucht. Am Eingang erwartet Euch am Infodesk das Team von Munich Kyiv Queer, um all Eure Fragen zu beantworten.

Munich Kyiv Extravaganza Cabaret-Abend zugunsten Munich Kyiv Queer
Wann: Samstag, 10. Juni 2023, 20 Uhr; Einlass/Bewirtung ab 18.30 Uhr
Wo: Wirtshaus zum Isartal, Brudermühlstraße 2
Tickets: 29 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühren, KAUFEN
Veranstalter: Munich Kyiv Queer

So könnt Ihr schon jetzt helfen:


EINZELFALLHILFE Munich Kyiv Queer unterstützt mit einer eigenen, privaten Spendenaktion über www.paypal.me/ConradBreyer Menschen in der Ukraine, die Hilfe brauchen und nicht an queere Organisationen angebunden sind. Das ist direkt, schnell und gebührenfrei, wenn Ihr die Option “Geld an Familie & Freunde senden” wählt. Wer kein PayPal hat, kann alternativ an das Privatkonto von Conrad Breyer, IBAN: DE42701500000021121454, Geld schicken.

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Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen

In the spirit of the long-standing city partnership between Munich and Kyiv, drag artists from Ukraine and Germany have once again joined forces with Munich Kyiv Queer. They perform and raise money for the important work Munich Kyiv Queer conducts for queer war victims. Welcome to an entertaining cabaret evening on 10 June.

Charming guests, great show: Munich based Drag Queen VICKY VOYAGE (b.d.) leads the way through the international cabaret world. Because Vicky is always worth a trip. She guides her audience through the evening with charisma and clever wit. You can expect a colourful potpourri of Ukrainian and German drag art.

Before things get started on stage, we present our guests here in fast forward:

She is the enfant terrible of the German burlesque scene. When RUBY TUESDAY gets on stage, it’s getting hot. Ruby has been performing throughout Europe as a neo-burlesque performer for over ten years. This art form not only allows the performers to play with femininity and sensuality in a self-determined, creative and humorous way, but also to question social norms and blur boundaries.

Her versatility allows Ruby to slip into many roles: she plays the fluffy bunny just as convincingly as “Ruben Tuesday” bursting with masculinity – Ruby was Munich’s first drag king.

“All people in this world deserve to be free to choose who they love and be who they are.”

Samantha Jackson

Ukrainian’s Drag Ambassador SAMANTHA JACKSON from Odesa has a big stage presence, a big heart and an even bigger voice. Everything about her is big. Especially the longing for her old homeland, which she had to leave because of the war. With her songs, she reminds us of Ukraine.

Her cause: A life in freedom! Samantha says: “All people in this world deserve to be free to choose who they love and be who they are.”

Drag King Holey Father. Photo: Merlyn Charles Nieto

Drag phenomenon HOLEY FATHER spreads blasphemous fun wherever it can. With a mix of pop culture and social criticism, Holey makes people laugh, cry, but also think.

AGNETA LINCHEVSKAYA from Berlin is an icon of intellectual eroticism and the biggest rule breaker of burlesque. She stubbornly refuses to work according to the laws of this genre and likes to assert herself. She is suspected of being a double agent working undercover as a cabaret performer – ultra sexy, aristocratic, intelligent and extremely dangerous! Extremely suspicious, isn’t it? Join “Munich Kyiv Extravaganza” to find out the truth.

LIUDMYLA KURALIESOVA currently lives in Switzerland. The singer from Odesa feels confident in every musical genre, from rock to opera. Her performances are steeped in Ukrainian culture. In every song you can feel the endless expanse of the Ukrainian steppe, the warm breeze of the Black Sea and the majesty of the Ukrainian Carpathians.

Liudmyla’s art combines the irrepressible power of an independent woman with her sensitive lyrical nature. In her work, Liudmyla draws the attention of the world community to the war in Ukraine. She believes in equal rights for all people.

„Gender is a construct, build your own.“

Merritt Ocracy

MERRITT OCRACY is Munich’s Ukrainian Drag Quing. A faerie harlequin, a vintage prince of the mischievous abyss, a crossover chameleon that flies through space and time and has landed on stage from somewhere out there. Merritt says: “Gender is a construct, build your own.”

Munich Kyiv Extravaganza (Flyer: Stanislav Mishchenko) is a charity evening for queer war victims. The artists all waive their fees; the entrance fee will be donated to Ukrainian LGBTIQ* who are in need or on the run. At the entrance, Munich Kyiv Queer will be waiting at the info desk to answer all your questions.

When: Saturday, 10 June 2023, 8 p.m.; Admission from 6.30 p.m.
Where: Wirtshaus zum Isartal, Brudermühlstraße 2
Tickets: 29 euros plus booking fees, PURCHASE TICKETS HERE
Organized by: Munich Kyiv Queer

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Ганна рано усвідомила, що вона насправді асексуальна. Відтоді 29-річна дівчина повністю змінила своє життя. Однак війна знову повернула травматичний досвід, який вона вже пережила раніше. Наша колумністка Ірина Ганенкова зустрілася з Ганною.

Історія мого життя починалася у Харкові – це моє місто сили, місто моїх мрій, моя альма-матер. Воно навчило мене жити і виживати, кохати і боротися. Зараз уся країна перебуває у стані боротьби, але багато людей зтикалися з посяганням на їх власний простір ще до війни, до 2014 року.

Моя власна “війна” почалася тоді, коли я усвідомила себе як людину, відмінну від інших, асексуальну. Але, незважаючи на це, я намагалася довести усім, що є “такою як всі”, не виділятися. Це призвело до того, що з’явилися проблеми з очерченням кордонів, і як наслідок – неприємні фізичні і психологічні наслідки.

Ганна. Фото: Ганна

Коли я розірвала відносини, які мали примусовий характер з боку партнера, і які я “верифікувала” для себе, не знаючи тоді ще критеріїв екологічних стосунків, мені стало краще – фізично, звісно ж, і психологічно. І у той час я почала придивлятися до себе.

Мені було близько 16-17 років, коли я зрозуміла, що мене не цікавить секс, а здебільшого – – відносини з людиною, їх глибина та емоційне єднання. Тоді я вирішила почитати статті про це і дізналася про людей, які мають романтичний потяг, але не мають, або практично не мають фізичного – асексуали. З цього часу я почала трохи глибше цікавитися темами гендеру та статі, “нормами” і виключеннями, які встановлювало суспільство.

Протягом життя, пізнаючи себе, я вибудовувала комфортні для себе і близьких людей кордони, взаємовідносини і продовжувала вивчати світ, відкриваючись йому наскільки це можливо, після пережитого колись насилля.

Cтрах за життя

Під час війни мій емоційний стан дещо погіршився. Як пояснила мені психотерапевтка, мій мозок боляче реагує на будь-які прояви агресії та насилля – як безпосередньо, так і опосередковано (наприклад, у новинах і т. п.), у зв’язку з чим у мене підвищилася чутливість до навколишніх подразників, і мої кордони, що я вибудовувала їх роками, стали більше схожі на кам’ яну стіну – жорсткі та непривітні.

Я гадаю, на це вплинуло, окрім воєнного стану, ще кілька факторів, як наприклад стрес через відсутність постійної роботи, страх за життя – своє і близьких, через регулярні обстріли та пряму загрозу для життя…

Крім того, траплялося декілька інцидентів з домаганням на вулиці та кетколінгом, що остаточно замкнуло мене в собі. Травматичний досвід, який був згладжений добротою та ніжністю, знову націлив на мене свої ікла і вдарив тоді, коли я на це не очікувала. Ці домагання чоловіків поглибили мою нелюбов до себе, свого тіла і всього, що пов’язано хоч скільки завгодно дотично до теми сексуальності.

Моє життя як асексуалки протікало ще з дитинства – коли я аналізую себе у дитячі роки, у шкільні – помічаю епізоди, що вказують на це. Я вважаю, що це нормально – бути асексуалкою, надавати перевагу не тільки тілесним задоволенням, а також емоційним, інтелектуальним тощо. І для мене завжди це було нормою. А тепер, ось, ще додався психологічний фактор, помножений на зневіру в людях, які поглибили мене у впевненості, що те, як я живу – це вірно для мене і комфортно.

Хочу наголосити, що якщо ви відчуваєте проблеми, бажаєте поділитися ними, можна звертатися до психологів або психотерапевток – ці люди намагатимуться допомогти вам і зробити так, щоб ви почувалися собою, і – комфортно із собою. Я вважаю, це надважливо.

Коли відчуваєш тихий шелест листя…

За мої роки життя у мене відбувалися ситуації з порушенням моїх кордонів. І я гадаю, що не одна така. Про це важливо говорити – навіть наодинці з собою проговорювати, записувати у щоденник, щоб це не лишалося тільки травмуючим спогадом, а впліталося у тканину життя і робило нас сильніше.

Мені зараз, під час активної фази війни, дуже допомагають заземлитися речі, які впливають на відчуття – аромати, дотики, смаки, візуал: наприклад це може бути читання зі свічкою поряд, яка має ніжний заспокійливий аромат.

Або, наприклад, споглядання за світанками на вулиці, коли відчуваєш тихий шелест листя або співи маленьких пташок.

Впевнена, кожна людина має свої такі заземлюючі штуки, але вважаю найголовнішим пам’ятати, хто ми є, де ми зараз, і для чого. І звісно вірити у перемогу нашої країни, а також у те, що кожна та кожен з нас важливі, де б ми не були.

Ви можете допомогти


Індивідуальна допомога Munich Kyiv Queer має власну кампанію зі збору коштів: www.paypal.me/ConradBreyer – це кампанія для підтримки людей в Україні, з якими ми тісно співпрацювали протягом останніх десяти років. Вони наші друзі та партнери. Ми знаємо їх особисто і сумуємо за ними. Проте Munich Kyiv Queer – це ініціативна група, а не асоціація, тому ми не можемо видавати квитанцій про пожертвування. Але ми можемо допомогти швидко, прямо й безбюрократично. І ми це вже робимо.

Допомога ЛГБТІК* організаціям Для підтримки ЛГБТІК* в Україні ми допомогли створити Альянс Queer Emergency Aid Ukraine, до якого залучено багато німецьких правозахисних ЛГБТІК* організацій. Усі ці групи мають доступ до дуже різних правозахисних організаційв Україні та використовують зібрані кошти на терміново необхідну допомогу чи евакуацію квір-людей. Кожна пожертва допомагає і стовідсотково використовується на користь квір-людей в Україні. Тут ви також можете отримати квитанції про пожертвування. Пожертвувати можна ТУТ

Питання? www.munichkyivqueer.org/пожертви-2/

Hanna realised very early on that she is actually asexual. Since then, the 29-year-old has completely reoriented her life for herself. However, the war brings back the traumatic experiences she had before. Our columnist Iryna Hanenkova met Hanna.

The story of my life begins in Kharkiv. It is the city of my strength, the city of my dreams, my alma mater. It taught me how to live and survive, how to love and fight. Today my whole country is at war.

My own “war” began when I realised that I was different, asexual. Nevertheless, I tried to prove to everyone that I was “like everyone else” so as not to stand out. This had consequences.

Hanna. Photo: private

When I had the strength, I ended a relationship that was forced on me and felt better, physically of course and psychologically. At that time, I began to deal intensively with myself.

I was about 16 or 17 years old when I realised that I was not interested in sex, but mainly in relationships with people. I decided to read articles about it and learned about people who feel romantic but not physical attraction. Since then, I have been interested in the issues of gender and sex, in the “norms” and the “exceptions” that society has set for us.

I finally got to know myself, built boundaries and relationships that were comfortable for me and my loved ones. I explored the world and opened up to it as much as possible after all the violence I had experienced.

I built a wall around myself

During the war, my condition deteriorated. As my psychotherapist explained to me, my brain reacts painfully to any form of aggression and violence, both direct and indirect (e.g. in news). As a result, I became more sensitive to the stimuli around me. And my boundaries, which I had built up over the years to protect myself, soon resembled a stone wall. I was rigid and unfriendly.

I was stressed about losing my job, scared for my life …

This was compounded by harassment in the street, which eventually silenced me. The come-ons from men deepened my aversion to myself, my body and everything that had to do with sexuality in any way.

My life as an asexual and the confrontation with it have been going on since my childhood. When I analyse myself back then, I notice episodes that point to this. Today, I believe that it is normal to be asexual, to prefer not only physical pleasures, but also emotional, intellectual ones etc. That has always been the norm for me.

Over the years, I have experienced situations where my boundaries have been violated. And I don’t think I’m the only one. It’s important to talk about it so that it doesn’t just remain a traumatic memory, but is woven into our lives and makes us stronger.

The rustling of leaves calms me

Now, in the middle of the war, things that appeal to senses help to ground me: smells, touches, tastes, visual impressions. This can be reading by candlelight, for example. Or the sunrise outside, when the soft rustling of leaves or the chirping of small birds can be heard.

And of course I believe in the victory of our country and that each and every one of us is important, wherever and however we are.

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Stas hat seine Heimatstadt Kramatorsk des Krieges wegen verlassen. Besser ist sein Leben seitdem nicht geworden: Die Flucht trat er mit seinem Bruder an, der ihn ablehnt, weil er schwul ist. In Butscha traf er auf einen homofeindlichen Peiniger aus der Schulzeit. Sein Freund floh nach Polen und seinen Job hat Stas inzwischen auch verloren. Jetzt fragt er sich, wie das alles weitergehen soll. Unsere Korrespondentin Iryna Hanenkova hat mit Stas gesprochen.

Mein Name ist Stas. Ich komme aus Kramatorsk. 2014 schon habe ich diese Stadt mehrere Monate unter russischer Besatzung erlebt. Als Russland am 24. Februar 2022 seinen Krieg gegen die Zivilbevölkerung der Ukraine begann, war ich also bereits vorbereitet auf das, was da kommt.

Mein Freund, heute Ex-Freund, lebte zu Beginn des Krieges in Butscha. Ihr kennt die Stadt aus den Nachrichten. Da ich mir nicht vorstellen wollte, was er dort durchgemacht hat, habe ich ihn bis heute nicht gefragt, was dort geschah. Er will auch nicht wirklich darüber sprechen; ich kann ihn gut verstehen.

Stas. Foto: privat

Aber eines ist mir doch im Gedächtnis geblieben von dem, was er erzählt hat. Als er aus dem Luftschutzkeller kam, um nach Essen zu suchen, verlor er schnell wieder seinen Appetit, weil es überall nach verbrannten Leichen stank.

Im April 2022 beschlossen mein Bruder, seine Familie und ich, Kramatorsk zu verlassen. Gott sei Dank gab es zu dieser Zeit technische Probleme mit den Geldautomaten, so dass sich vor ihnen lange Schlangen bildeten. Ich stand lange an, um Geld zu holen, und wir kamen zu spät zum Bahnhof. An diesem Tag schlug eine Rakete in den Zug ein und tötete 30 Zivilist*innen. Über Hunderte Verletzte waren es. Vielleicht erinnert Ihr Euch. Ich hatte einfach Glück.

Vorwürfe, Streit, Demütigungen

Mein Bruder und ich kommen nicht gut miteinander aus. Er ist nicht glücklich damit, dass ich schwul bin. Nachdem wir nach Dnipro geflohen waren, begann ein Monat voller Erniedrigungen. Ich lebte in einem separaten Zimmer, das ich kaum verließ, und kommunizierte nicht mit ihm und seiner Frau, weil wir immer gleich zu streiten begannen. Ich beschloss, auszuziehen, denn ich fühlte mich verfolgt. Ich bildete mir ein zu hören, wie sie über mich tuschelten, obwohl sie gar nicht zu Hause waren.

Ich ging nach Butscha zu meinem Freund. Hier wohnten wir bei einer Klassenkameradin mit ihrer Familie und – Anton. Anton ist ein Freund des Ehemanns meiner Freundin, und Anton ist ausgerechnet der Typ, der mich in meiner Schulzeit mit seinen Freund*innen nach der Schule verfolgte, mich schlug und verspottete.

Die ersten Wochen waren echt hart: Wieder wurde ich daran erinnert, wer ich war. Die Angst aus meiner Kindheit lähmte mich, machte mich still. Aber mit der Zeit fanden wir zu einem einvernehmlichen Miteinander, obwohl er unerträglich blieb.

Eine Freundin überlebte nur knapp

Mit Einbruch des Winters wurde alles noch schwieriger: Ich verlor meinen Job wegen der ständigen Stromausfälle. Ich brauchte dringend warme Kleidung, denn in meinen Koffer hatte ich in der Panik nichts Passendes eingepackt. Mein Freund floh nach Polen. Ich musste ab sofort ganz allein mit Anton auskommen.

Neulich erst hat das russische Militär wieder meine Heimatstadt Kramatorsk bombardiert und Wohngebäude zerstört. Eine Freundin ist wie durch ein Wunder am Leben; eine Rakete hat ihr Haus getroffen. Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird, wie ich weiterleben kann, was morgen passieren wird und wie diese Geschichte enden wird. Solange dieser Krieg weitergeht…

So könnt Ihr helfen


EINZELFALLHILFE Munich Kyiv Queer unterstützt mit einer eigenen, privaten Spendenaktion über www.paypal.me/ConradBreyer Menschen in der Ukraine, die Hilfe brauchen und nicht an queere Organisationen angebunden sind. Das ist direkt, schnell und gebührenfrei, wenn Ihr die Option „Geld an Familie & Freunde senden“ wählt. Wer kein PayPal hat, kann alternativ an das Privatkonto von Conrad Breyer, IBAN: DE42701500000021121454, Geld schicken.

HILFE FÜR LGBTIQ*-ORGANISATIONEN Wir haben zum Schutz von LGBTIQ* aus der Ukraine das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine mitgegründet. Ihm gehören um die 40 LGBTIQ*-Organisationen in Deutschand an. Sie alle haben ganz unterschiedliche Kontakte in die Ukraine und sind bestens vernetzt mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort, die Gelder für die Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen brauchen. Spendet hier

Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen

In der Ukraine kämpfen viele trans* Menschen in der Armee. Sie wehren sich gegen den Aggressor, der ihr Leben bedroht. Sie setzen sich damit aber auch für Sichtbarkeit und Akzeptanz von LGBTIQ* ein wie Antonina. Eine Geschichte zum Transgender Day of Visibility von unserem Korrespondenten Evgen Lesnoy.

Seit neun Jahren sind Antonina und Sascha ein Paar. Und seit sieben Monaten gemeinsam in der territorialen Verteidigungseinheit des ukrainischen Militärs aktiv. Antonina Romanowa ist eine non-binäre Person; ihr Pronomen ist “sie”. Vor vielen Jahren lernte Antonina, damals noch Anton, Sascha kennen. Erst später wurde sie sich ihrer Identität bewusst.

Sascha schreckte das nicht. Er musste sich lediglich daran gewöhnen, seinen Lieblingsmenschen nun in weiblicher Form anzusprechen. Bis zur Invasion arbeiteten beide fürs Theater. Gemeinsam entwickelten sie konzeptuelle Stücke, Performances.

Antonina (r.) und Sascha. Foto: privat

Schon am dritten Tag nach Angriff der russischen Truppen meldeten sie sich in Kyjiw bei der Armee. Antonina sagt, da habe es keine große Wahl gegeben. Zitternd zu Hause sitzen und sich vor den russischen Raketen verstecken? Nicht für sie! Die beiden hatten sich vor dem 24. Februar 2022 kaum vorstellen können, jemals eine Waffe in der Hand zu halten. Wo doch gerade sie von ihren Nachbar:innen so oft für ihre offen gelebte “nicht-traditionelle” Liebe verhöhnt worden waren.

Beim Militär erfüllte sich für Antonina ein Traum

Als sie zur Territorialverteidigung kamen, beschlossen sie, ihre Gender-Identität und sexuelle Orientierung nicht zu verheimlichen. Jede:r Militärangehörige muss einen Rufnamen haben. Antoninas Traum ging in Erfüllung: Sie durfte sich mit Rufnamen Antonina nennen. In ihren Dokumenten steht bisher noch Anton, doch sie ist überzeugt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sich das ändert.

Zunächst wurden die zwei in Kyjiw stationiert und ausgebildet. Sie lernten, mit Waffen umzugehen, Schützengräben auszuheben und sich vor russischen Drohnen zu verstecken. Dann hat man sie an die südliche Front verlegt. Jetzt kämpfen Sascha und Antonina.

Die LGBTIQ*-Community unterstützt die beiden. Alle haben Geld für ihre Uniformen, Panzerwesten und andere im Krieg wichtige Dinge gesammelt.

Antonina freut sich sehr, im Süden zu kämpfen, denn sie kommt von der Krim. Nach deren Annexion musste sie ihr Zuhause verlassen. Sie träumt davon, einst mit der ukrainischen Flagge auf ihre geliebte Krim zurückzukehren. Ihr großer Wunsch ist, dass der Pride einmal an der Küste der okkupierten Halbinsel stattfinden kann.

Die Angst vor dem Verlust

Ihrer beider größte Angst? Dass die/der andere umkommen könnte. Dann stünde der/dem Überlebenden laut Gesetz keine staatliche Hilfe zu, denn bisher gibt es in der Ukraine keine gesetzliche Regelung dafür. Sie hoffen, ja erwarten, dass die Ukraine demnächst ein Gesetz über gleichgeschlechtliche Ehen erlassen wird. Tatsächlich diskutiert das Parlament bereits darüber.

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In Ukraine, many trans* people are fighting in the army. They are pushing back the aggressor who threatens their lives. But they are also campaigning for LGBTIQ* visibility and acceptance – like Antonina. This story was written due to the Transgender Day of Visibility by our correspondent Evgen Lesnoy.

They have been a couple for nine years now. They have also been working together in the territorial defence of the Ukrainian military for months. Antonina is a non-binary person and uses the pronoun “she”.

Before, Antonina (then still Anton) met Sasha. When, years later, she became aware of her identity, this did not frighten Sasha. He just had to get used to addressing his beloved partner in the female form.

Antonina (r.) and Sascha. Photo: private

Until the invasion, they both worked for the theatre. Together they developed conceptual pieces, performances. On the very third day after the Russian troops began invading Ukraine, they joined the Kyiv territorial defence unit. Antonina says there were not many choices: Sitting home shivering and hiding from the Russian missiles? Not for them.

Before 24th of February 2022, the start of the full-scale war, they could hardly have imagined ever picking up a weapon. They were often ridiculed by their neighbours and their environment for their open “non-traditional” love.

When they joined the territorial defence unit, they decided not to hide their gender identity and sexual orientation. Antonina’s dream came true: Her name ANTONINA was accepted. Her documents still say Anton, but she is convinced that this is only a matter of time.

First, they were stationed in Kyiv and trained the whole time. They learned how to handle weapons, dig trenches and hide from Russian drones. Then they were transferred to the Southern front. Antonina was trained on the grenade launcher.

The whole LGBTIQ* community supports the couple. They collected money for their uniforms, armoured waistcoats and other war essentials.

Antonina is very happy to be now on the southern front because she comes from Crimea. She had to leave her home after it was annexed by Russia in 2014. She dreams of returning to her beloved Crimea with the Ukrainian flag. Her great wish is that the Equality March can soon take place on the coast of the peninsula.

Both fear though that their beloved partner might be wounded or die. In that case, according to the law, the surviving party would not be entitled to any state aid, because so far there is no legal provision for them in Ukraine. So Antonina and Sasha expect a law on same-sex marriages to be passed in Ukraine soon. There are indeed two drafts discussed in the Ukrainian Parliament.

This is how you can help


INDIVIDUAL HELP Munich Kyiv Queer has its own fundraising campaign via www.paypal.me/ConradBreyer to support people in Ukraine who need help and are not organised in the local LGBTIQ*-groups. We can help fast, directly and unbureaucratically.

HELP FOR LGBTIQ* ORGANISATIONS To support LGBTIQ* in Ukraine we have helped set up the Alliance Queer Emergency Aid Ukraine, in which around 40 German LGBTIQ* Human Rights organisations are involved. All these groups have access to very different Human Rights organisations in Ukraine and use funds for urgently needed care or evacuation of queer people. Every donation helps and is used 100 percent to benefit queer people in Ukraine. Donate here

Questions? www.MunichKyivQueer.org/donations