Rainbow on Tour – Wie kreativer Protest die Welt verbessert!
Mit einfachen Mitteln seinem Anliegen Ausdruck verleihen – das ist kreativer Protest. Friedfertig und positiv, ohne viel Aufwand, aber mit Spaß an der Sache. Die Künstlerin
Naomi Lawrence reiste damit im Mai vergangenen Jahres durch die Ukraine, bot Workshops zum Thema an. Die Filmemacherinnen
Liudmyla Kyrylenko und
Vera Yakovenko aus Kyiw haben sie begleitet. In ihrer Dokumentation „Rainbow on Tour“ erzählen sie, was Lawrence in den Tagen vor dem KyivPride 2016 alles gesehen und durchlebt hat.
Wir zeigen den Film am Montag,
10. Juli, im Rahmen der lesbisch-schwulen Filmreihe
MonGay im Kino Atelier, Sonnenstraße 12, ab 21.15 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin, der Filmemacherin Liudmyla Kyrylenko und der Landtagsabgeordneten
Claudia Stamm („Mut“). Alle drei debattieren im Anschluss zum Thema: „Kreativer Protest – ein probates Mittel gegen den neuen Rechtspopulismus auch in Deutschland?“. Moderation:
Conrad Breyer, CSD München. Eintritt 7,50 Euro.
Legaler Protest mit Chuzpe
Ihre Workshops beginnt Naomi Lawrence immer mit derselben Frage: „Wie fühlt Ihr Euch heute, was beschäftigt Euch, was ist wichtig für Euch?“ Dann geht es an die Arbeit, ohne Angst, ohne Not. „‚Ich kann nicht malen‘, gibt es nicht“, sagt Lawrence. Jede und jeder kann auf seine Weise darstellen, was sie oder ihn bewegt. Zu Beginn der Sitzung stellt Lawrence in einem Theorieteil Beispiele für positiven und negativen Protest vor, inspiriert, dann greifen die Teilnehmer*innen zu Farbe, Pinsel und Bastelmaterial. Wenn die Leute ihre Scheu erstmal verloren haben, legen sie richtig los.
Naomi Lawrence ist mit ihrem Creative Protest schon oft in der Ukraine gewesen, zuletzt eben im Mai 2016. Sie hat dafür auf Einladung der
Gay Alliance Ukraine einige der Queer Homes des Landes aufgesucht – und zwar in Odessa, Saporischschja, Krywyj Rih und Kyiw. Das sind vier der sieben Kommunikations- und Kulturzentren, die die Gay Alliance Ukraine, größte LSBTI-Organisation des Landes, für die Community unterhält. Was die Menschen vor Ort umtreibt, kann sehr unterschiedlich sein, wie Lawrence von früheren Creative-Protest-Workshops weiß: Die einen machen sich für mehr Radwege und Mülltrennung stark, die anderen für Lesben-, Schwule oder Trans*-Rechte. Manche/r leidet unter der Familie, anderen geht es um den Frieden im Land. 2016 haben allerdings alle Gruppen dezidiert den KyivPride vorbereitet, der am 12. Juni des Jahres stattfinden sollte. Heuer fiel der Pride in Kyiw auf den 18. des Monats, wie 2016 ein großer Erfolg.
In München zeigt der CSD zusammen mit der Gay Alliance Ukraine, dem
Queer Film Festival München,
Munich Kyiv Queer mit Unterstützung des Kulturreferats den Dokumentarfilm „Rainbow on Tour“ zum allerersten Mal. Die Lesben, Schwulen und Trans*leute, die hier im Fokus stehen, haben mit allen möglichen künstlerischen Mitteln protestiert: Sie haben Denkmälern einen Regenbogenschirm in die Hand gedrückt (Odessa), Ortsschilder umgedeutet (Saporischschja), Straßen mit ihren Slogans beschriftet (Krywyj Rih) und den Patriotismus im Land für sich genutzt (Kyiw). Alles legal, versteht sich. Hier geht’s zum
Trailer.
Angstfrei mit Kunst
„Die Stimmung unter den Teilnehmer*innen war stets fröhlich, ja ausgelassen“, sagt Filmemacherin Kyrylenko. „Am Anfang trauten sich die Leute oft gar nicht, sich einem öffentlichen Protest anzuschließen, weil sie negative Erfahrung damit gemacht haben.“ Umso erstaunlicher also, wie Naomi Lawrence es schafft, die Leute für ihre Sache zu gewinnen. „Sie sucht Lösungen über die Kunst, die uns ja alle irgendwie angeht“, sagt Kyrylenko. Kunst sei erstmal unverdächtig. Das Konzept zum kreativen Protest hat die Münchner Künstlerin vor einigen Jahren selbst entwickelt. Es folgt dem Ansatz, dass eine positive Haltung die beste Grundlage für politisches Handeln ist, weil sie am nachhaltigsten Dinge zum Guten wendet. Und mit Kunst lässt sich so ein Protest nun mal am besten ausdrücken. Der Film „Rainbow on Tour“ dauert 42 Minuten, läuft im Original (ukr., russ., engl.) mit deutschen Untertiteln.
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