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Die Münchner*innen sind wieder in Kyiw. Zum fünften Mal nun schon unterstützen wir, Lesben und Schwule aus der Münchner Community, unsere Freundinnen und Freunde vor Ort. Die haben in diesem Jahr einen wunderbaren Pride organisiert, mit einer Pride Week, die reich an bunten, kreativen und lehrreichen Events ist. Und einen Pride March, der so viel Unterstützung aus allen Schichten der Gesellschaft erfährt, dass man getrost von einer Zeitenwende sprechen kann. Im Fernsehen und in den U-Bahnen läuft eine Kampagne pro Pride, viele Politikerinnen und Politiker, Künstler*innen, Blogger, ja Soldaten stehen für Menschenrechte ein, die Gegner sind schwach. Wir Münchnerinnen und Münchner haben unseren Anteil an diesem Erfolg; wir beteiligen uns auch am Kulturprogramm. “Unsere persönliche Sicherheit dient der Entwicklung des Landes” lautet grob übersetzt die Botschaft des diesjährigen KyivPride. Oder anders: Alles wird gut!
Der Tag gestern war lange, aufregend und ereignisreich für mich. Im Gegensatz zu den anderen bin ich der Neuling hier. Ich war bis jetzt weder jemals auf einem CSD noch in Kyiw.
Der Tag ging los bei der deutschen Botschaft. Um 9.30 uhr waren wir dort eingeladen, um über die Situation der LGBT-Gemeinde in der Ukraine zu sprechen. Die Zukunftsprognose der Botschaftsmitarbeiter für das Land war insgesamt positiv. Man glaubt an die junge Generation von Kyiwern, die heute hier aufwächst. Wenn auch die Lage für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender alles andere als gut ist.
Viel ging es auch um die Sicherheitsvorkehrungen am Sonntag. Uns wurde erneut versichert, dass die Stadt beinahe alles Menschenmöglich tut, um aus dem Pride March ein friedliches Fest zu machen.
Nach dem Botschaftstreffen bin ich alleine durch Kiew gestromert. Ich habe mich zweimal verlaufen, leckeren Kaffee getrunken und mir Kyiws Menschen angeschaut. Die allermeisten sind immer sehr nett zu mir. Meistens beginne ich eine Unterhaltung so, dass ich auf Russisch frage, ob sie Englisch sprechen. Die meisten können sehr gut englisch und oft sogar auch deutsch. Und sie freuen sich immer über mich, ich muss gar nichts tun dafür. Einfach nur ein interessierter europäischer Tourist sein.
Als ich gestern den weg zur Metro nicht gefunden habe, habe ich in einem kleinen Café nachgefragt, und da der junge Besitzer dort nicht genug Englisch konnte und ich seiner Wegbeschreibung auf Ukrainisch nicht so ganz folgen konnte, hat er kurzerhand sein Kaffe geschlossen, um mich die fünf Minuten zur Metrostation zu begleiten.
In der Kleinen Oper, in der dieses Jahr das Pride House untergebracht ist, hielt Naomi später einen Workshop über aktiven, kreativen Protest. Es war interessant, aber ein bisschen schade, dass wir nicht gleich kreative Proteste für den Marsch am Sonntag fix planen konnten. Es war witzig und schön zu sehen, was für eine kleine Berühmtheit Naomi bei den jungen LGBT-Leuten hier ist, unsere Naomi Lawrence von Munich Kiev Queer. Die meisten haben schon einmal von ihr gehört und viele wollten nach dem Workshop unbedingt ein Bild mit ihr machen.
Als der Workshop und die Foto-Sessions zu Ende waren, bin ich runter, um zu rauchen. Nach zehn Minuten kam Dascha aus der Kyiwer Szene ganz aufgeregt zu mir gerannt und meinte, ich müsste unbedingt hochkommen. Ich habe überhaupt nicht verstanden, um was es ging und dachte zuerst, da oben würde was Supertolles passieren, was ich verpassen könnte. So toll war es dann aber doch nicht. Die Stimmung war sehr gedrückt und erst nach und nach verstand ich, was los war.
Vor der Oper war ein Auto mit Neonazis entdeckt worden vom Rechten Sektor und und das machte alle sehr nervös. Die Security-Menschen wussten nicht, ob das Auto dort nur zufällig stand, ob da Spione saßen oder auch nur eine Vorhut einer großen Menge Rechtsradikaler. Wir sollten jedenfalls ruhig bleiben, uns nicht in die Nähe der Fenster stellen und abwarten. Die, die gehen wollten konnten, durften als Heteropärchen „verkleidet“ nach und nach das Haus verlassen.
Das Programm wurde so zwar ein wenig nach hinten verschoben, stattgefunden aber hat alles. Also warteten wir in der Oper. Ich weiß jetzt heute gar nicht mehr so genau, wie es mir dabei ging. Ich glaube, ich war nervös, jetzt aber auch nicht so sehr, dass ich wirklich Angst hatte.
Nach dem Workshop lief im Pride House Lorenz Kloskas Film „Rein ins Leben“ über die Situation von LGBT-Aktivist*innen in der Ukraine, diesen Film haben der CSD München und das Münchner Kulturreferat gefördert, Munich Kiev Queer war der Kooperationspartner. Anschließend gab es eine Disskusion. Naomi, Stefan Block, auch von Munich Kiev Queer, und ich gingen kurz nachhause. Ich zog mich um, aß ein wenig und Stefan und ich fuhren zur Oper zurück, um nicht die Pride-Party zu verpassen. Wir kamen ein wenig zu spät und hatten dann leider nur noch knapp zwei Stunden bis zum Schluss. Spaß hatte ich trotzdem.
Um viertel nach vier war ich endlich im Bett.
[Lukas Mink]
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