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Menschenrechtsaktivist*innen aus der Ukraine lernen Ehrenamt!

13.03.2014 | cb — Keine Kommentare
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Münchens Lesben-, Schwulen- und Trans-Gruppen haben sich für ihre Gäste aus der Ukraine ins Zeug gelegt. Eine Woche lang vermitteln in Workshops Vereine wie das Schwulenzentrum Sub, die Lesbenberatung LeTRa, die Münchner Aids-Hilfe, die Trans-Vertretungen Viva TS und TransMann sowie Team München, der Dachsportverband Münchens lesbischwuler Sportgruppen, wie sie das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitglieder und Förderer schätzen und nutzen. Auch die städtische Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen ist beteiligt. In der bayerischen Landeshauptstadt gibt es unzählige Organisationen, die sich mit den Anliegen homo-, bi- und transsexueller Menschen in München und Bayern beschäftigen.

„Wir wollen den Neuankömmlingen unsere guten Erfahrungen mitgeben, die wir hier in München über Jahre hinweg mit dem Ehrenamt gemacht haben“, sagt Uwe Hagenberg, der die Workshop-Woche für den CSD München initiiert hat und begleitet. „Ohne Ehrenamtliche könnten die meisten Vereine ja gar nicht arbeiten. Nicht zuletzt profitieren auch die Ehrenamtlichen selbst davon: Sie lernen dazu, sind stolz auf das Geleistete und fühlen sich zugehörig. So entsteht Heimat.“

Uwe Hagenberg ist selbst seit Jahren verdient ehrenamtlich tätig, so als Vorstand für das Schwulenzentrum Sub. Außerdem ist er Mitglied der Kontaktgruppe Munich Kyiv Queer, die seit knapp zwei Jahren die Zusammenarbeit zwischen den Lesben-, Schwulen- und Trans-Organisationen in München und der Ukraine koordiniert. München und Kyiw sind Partnerstädte. Die Workshops, die Hagenberg mit Taras Karasiichuk von der Kyiwer Gay Alliance Ukraine und Sibylle von Tiedemann, ebenfalls Munich Kyiv Queer, über Wochen hinweg konzipiert hat, wird vom Kulturreferat der Stadt München unterstützt.

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Die Woche beginnt am Samstag, 15. März, ab 19.30 Uhr mit dem Benefiz-Dinner „Köche gehen fremd“ im frisch renovierten Café Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe, auf dem sich die sechs Aktivist*innen der Münchner Szene vorstellen. Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht. Bei der Gelegenheit präsentiert Munich Kyiv Queer einmal mehr die Lomo-Ausstellung „K-olours2 des ukrainischen Fotografen Stanislaw Mischtschenko, der selbst vor Ort ist. Außerdem unterzeichnen einige Münchner Lesben-, Schwulen-, Bi- und Trans-Vereine die Kooperationsvereinbarung zwischen der Münchner und Kyiwer Szene vom Sommer 2013, die bislang nicht dazu gekommen sind. Dazu zählen der schwule Chor Philhomoniker, der Lesbenchor Melodiva und der Regenbogenchor, aber auch die Schwimmer von den Isarhechten, der schwule FC-Bayern-Fanclub QueerPass Bayern sowie die Leute vom Queergottesdienst.

Die Stadt München lädt die Ukrainerinnen und Ukrainer aus Anlass der Kommunalwahlen am Sonntag, 16. März, gleich zu Beginn ihres Besuchs zur Wahlbeobachtung ein, zu der übrigens auch Gäste aus Harare stoßen. Harare in Simbabwe ist wie Kyiw Partnerstadt von München.

Von Montag bis Freitag, 17. bis 21. März, folgen dann die eigentlichen Workshops. Die Gäste aus der Ukraine erfahren Wissenswertes unter anderem zur Geschichte des Szene-Ehrenamts in München, zur Lesben- und Schwulenbewegung in Bayern, zum Ehrenamt in der HIV-Prävention und der szenenahen psychosozialen Beratung. Sie lernen Nützliches zum politischen Engagement der Vereine sowie zu deren Kulturangebot, ihren Selbsthilfe- und Freizeiteinrichtungen. Parallel wird freilich immerzu gebloggt und natürlich ist auch eine Stadttour mit der Geschichtswerkstatt Forum Homosexualität und Geschichte Teil des Programms. Das Mittagessen der Ukrainer*innen übernimmt das Restaurant Deutsche Eiche; das Abendessen trägt das Café Regenbogen. Wir sagen Danke!

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„Ukrainian Candies“ legt DJ Stas, alias Stanislaw Mischtschenko, am Mittwoch, 19. März, ab 22 Uhr in der Favoritbar in der Damenstiftstraße 12 auf. Der beliebte Club ist bekannt für elektronische Musik und ihren entspannten Berlin-Schick. DJ Stas spielt ukrainische Pop-, Rock- und Club-Songs. Vor dem Gig findet ab 21 Uhr eine kleine Diskussion zur politischen Lage in der Ukraine statt.

Ein Höhepunkt der Woche dürfte das Erzählcafé im Sub sein. Am Freitag, 21. März, sprechen Münchens Gäste im Sub-Café in der Müllerstraße 14 ab 19.30 Uhr über ihr Leben, ihr Land, die Situation homo-, bi- und transsexueller Menschen. Sexuelle Minderheiten haben es nicht leicht in der Ukraine: Die Gesellschaft hat Vorurteile; es gibt Übergriffe. Einer Umfrage der NGO Nash Mir aus dem Jahre 2010 zufolge sind 72 Prozent aller Ukrainer*innen Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender gegenüber negativ eingestellt. Ob der Europa-Kurs der neuen Regierung in Kyiw die Einstellungen verändern wird, bleibt abzuwarten. Auch darüber wird zu reden sein.

Abschließend geht’s am Samstag, 22. März, zum Thekendienst ins Sub. In der Müllerstraße 14 übernimmt Munich Kyiv Queer ab 19 Uhr den Service zu Ehren der ukrainischen Community. DJ Thomas Lechner (Candy Club) legt die Musik dazu auf. Wir feiern die geleistete Arbeit der vergangenen Woche und sagen „Auf Wiedersehen“ und „До побачення!“

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