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Demo vor dem Gasteig: Wir singen Herrn G. ein neues Lied!

19.12.2013 | cb — Keine Kommentare
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München, 19. Dezember 2013 – Am 18. Dezember hat der designierte neue Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev, im Gasteig einen ersten Auftritt absolviert. Auf Initiative der Rosa Liste hin machte die Münchner Lesben-, Schwulen- und Trans-Szene ab 18.30 Uhr vor dem Gebäude gegen den Mann mobil und demonstrierte. Der Russe hat das Anti-Gay-Propaganda-Gesetz seines Landes für gut befunden.

„In Russland tun wir alles, um Kinder vor Pädophilen zu schützen.“ Mit diesen Worten hatte der designierte neue Chef der Münchner Philharmoniker Valery Gergiev kürzlich in der niederländischen Zeitung „De Volkskrant“ die repressive Gesetzgebung Russlands gegenüber Homosexuellen gerechtfertigt. Dieses neue Anti-Gay-Propaganda-Gesetz habe ja nichts mit Homosexualität zu tun, es gehe hier um Pädophilie. „Aber mein Terminkalender ist viel zu voll, um mich mit diesem Thema im Detail auseinanderzusetzen.“
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Gegen diese wenn nicht homophoben, so doch wenig reflektierten Äußerungen des neuen Philharmoniker-Chefdirigenten hat sich die Münchner Lesben-, Schwulen-, Bi- und Trans-Szene im Rahmen einer Aktion der Rosa Liste jetzt zur Wehr gesetzt. Am 18. Dezember dirigierte Gergiev in der Philharmonie Strawinsky. Davor, zwischen 18.30 Uhr und 20.00 Uhr, haben etwa 200 Lesben, Schwule und Transgender am Gasteig auf dem Celibidache-Forum protestiert – passenderweise in musikalischer Form.

„Wir machen Musik, die die Missstimmung aus der Philharmonie übertönt“, sagt Naomi Lawrence. Die Münchner Künstlerin ist Mitglied der Gruppe Munich Kyiv Queer, die seit gut einem Jahr die Zusammenarbeit zwischen der Münchner und Kyiwer LGBT-Community koordiniert. München und Kyiw sind Partnerstädte. Die Gruppe engagiert sich generell für Menschenrechte. Lawrence hatte eigens eine Truppe organisiert, die den „Gefangenenchor“ aus Verdis Oper Nabucco anstimmte – allerdings nach dem deutschen Text von Kurt Hertha. Mitglieder des Münchner Schwulenchors Philhomoniker sangen mit, ebenso Leute vom lesbisch-schwulen Regenbogenchor, dem Chor Miss Stücke und vom Münchner Attac-Chor. Die Miss Stücke habe gar ein kleines Extra-Konzert gegeben, wofür ihnen wie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein großes Dankeschön gebührt!

Herr P., das vom CSD bekannte Alter Ego des russischen Präsidenten aus Pappmaché, hatte da kurz zuvor noch sein eigenes Lied zum Besten gegeben. „Wir wissen, dass Herrn P.‘s Musik an eine Mischung aus Rammstein und Marschmusik erinnert“, sagt Lawrence. „Deshalb singen wir einfach lauter – und schöner.“ An dem Protest beteiligten sich etliche Vertreterinnen und Vertreter der Münchner LGBT-Community und Menschenrechtsaktivist*innen. Mehr dazu im Video von Julia unter https://vimeo.com/82493826.
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Die Protestaktion am Celibidache Forum hatte die Partei Rosa Liste initiiert. Unter dem Motto „To Russia with Love“ sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am 18. Dezember für ein freies Russland demonstrieren. Das Gesetz gegen so genannte Gay Propaganda, das jede positive Information über Homosexualität unter Strafe stellt, hat die russische Staatsduma im Juni verabschiedet. Weltweit protestieren seitdem viele Menschen gegen die Kriminalisierung von Homosexuellen – nicht so Valery Gergiev. „Mit seiner Äußerung stellt Gergiev Homosexuelle mit Kindervergewaltigern gleich und verleugnet die aktuelle Hass- und Verfolgungspolitik der Putin-Regierung gegenüber Lesben, Schwulen und Transgendern“, sagt Rita Braaz, Spitzenkandidatin der Rosa Liste. „Wir protestieren gegen die repressive und menschenrechtsverletzende Politik gegenüber allen Andersdenkenden in Putin-Russland.“

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