Visible in the Dark: Queere Kurzfilme aus der Ukraine

Wie lebt man queere Liebe im Ausnahmezustand? Die Ukraine ist nicht nur ein Land, das um sein Überleben kämpft. Die Ukraine ist auch Heimat von Menschen, die seit Jahrzehnten um Akzeptanz, gleiche Rechte und Sichtbarkeit ringen. Ein Abend mit Kurzfilmen über queeres Leben in der Ukraine. Unser Beitrag zum IDAHOBIT 2025. Sonntag, 18. Mai, 19.30 Uhr im Sub.

Lesben, Schwule, Bi, Trans*, Inter* und Queers hatten es in der Ukraine nie leicht. Seit der Unabhängigkeit des Landes 1991 ist Homosexualität zwar nicht mehr strafbar; die ablehnende Haltung der Bevölkerung aber blieb.

Erst mit Beginn der Pride-Bewegung 2012, die München mit trug, änderte sich das: Die neue Sichtbarkeit brachte Akzeptanz, die Annäherung an die EU auch einige rechtliche Fortschritte. Das Problem sind bis heute Rechtsradikale, die in einer liberaler werdenden Gesellschaft ihre Existenz bedroht sehen.

Eine vulnerable Gruppe

Allerdings sind LGBTIQ* als Minderheit aufgrund von Diskriminierungserfahrungen in einer noch immer relativ homo- und transfeindlichen Gesellschaft bis heute noch oft traumatisiert und deshalb schutzbedürftig – insbesondere im Krieg. Diskriminierung und Gewalt gehören zum Alltag.

Es sind diese Menschen, die wir im Rahmen unserer Kurzfilmnacht aus Anlass des IDAHOBIT am Sonntag, 18. Mai, 19.30 Uhr im Sub sichtbar machen wollen.

KyivPride 2024
KyivPride 2024

Christina Parficheva, die Kuratorin des Abends und Mitfrau von Munich Kyiv Queer, präsentiert eine Auswahl queerer Kurzfilme, die zwischen 2017 und 2024 entstanden sind, also vor der Großinvasion Russlands und danach. Es sind Dokumentarfilme und Fiction-Formate, die auf verschiedenen Festivals gezeigt wurden wie Sunny Bunny in Kyjiw und dem Queer Film Festival München. Mal rauh und poetisch, immer ehrlich und einfühlsam erzählen sie von Sehnsucht, Angst, Widerstand und Hoffnung.

Film-Talk im Anschluss mit den Regisseur*innen

Wir zeigen die Filme im Original mit deutschen oder englischen Untertiteln. Im Anschluss lädt Christina die Gäste im Sub zur Diskussion mit den Filmschaffenden Veronika Havrykova („Lost“), Olena Siyatovska („I am Michelle“) und Bohdan Kolesnyk („Apokalypse Yesterday“). Sie alle leben im Ausland. Veronika in München, Olena reist aus Lissabon an, Bohdan kommt aus Warschau. Und das sind unsere Filme:


LOST Deutschland/Ukraine, 2024; deutsche Untertitel. Regie: Veronika Havrykova, 17 min

Nach einer schmerzhaften Trennung flieht Lena vor ihren Erinnerungen nach Deutschland. Sie steigt in ein Taxi. Während der Fahrt gibt sie nach und nach ihre Geschichte preis: Ihre Freundin hat sie verlassen, weil der gesellschaftliche Druck auf das Paar zu hoch war. Lena ringt damit, diese Wahrheit für sich zu akzeptieren. Das Gespräch bringt auch den Taxifahrer zum Nachdenken über das Leben seines Sohnes. Am Ende der Reise finden beide für sich etwas Wichtiges heraus. Aber werden sie den Mut aufbringen, ihr Leben zu ändern? MEHR


I AM MICHELLE Ukraine, 2023, englische Untertitel, Regie: Olena Siyatovska, 20 min

Michelle, ein 20-jähriges trans* Mädchen, lebt in Kyjiw und träumt davon, Model zu werden. Obwohl sie in den sozialen Medien beliebt ist, überkommt sie oft die Einsamkeit. Sie kehrt in ihr Heimatdorf in der Westukraine zurück, um Verwandte und Freund*innen zu besuchen. Es ist das erste Mal, das sie so akzeptiert wird, wie sie ist. MEHR


APOKALYPSE YESTERDAY Ukraine, 2023; engl. Untertitel. Regie: Bohdan Kolesnyk, 18 min

In wenigen Stunden wird die Erde im Höllenfeuer zergehen. Nur die Glücklichen mit einem Ticket für das Raumschiff werden überleben auf dem Weg in eine neue Galaxie. Bodia und Max gehören zu ihnen, doch in letzter Sekunde stiehlt Max die Tickets für sich und seinen neuen Freund Vasia. Bodia bereitet sich darauf vor, in der glühenden Sonne zu sterben, doch sein Freund Sasha hat andere Pläne für diesen seinen letzten Tag: Max die Hölle heiß zu machen. MEHR


BEFORE CURFEW Ukraine, 2023, Regie: Angelika Ustymenko, 20 min

Zwei lesbische Frauen* treffen sich im Zug und beschließen spontan, in Kyjiw auszusteigen, um den Tag zusammen zu verbringen. Während sie über Intimität und Zärtlichkeit sprechen, hören sie Explosionen. Sie teilen ihre Gedanken über das Leben in einer grausamen Realität und ihren Schmerz. Sie verstehen: Ihre Jugend wurde ihnen gestohlen. MEHR


QUEER FIGHTERS OF UKRAINE Ukraine, 2023, Regie: Alex King, Angelika Ustymenko, 20 min

Szene aus Queer Fighters for Ukraine

Der Dokumentarfilm gewährt einen intimen Einblick in Russlands Krieg gegen die Ukraine aus Sicht der ukrainischen Community, die gleichzeitig gegen die russische Invasion und um Gleichberechtigung in ihrem eigenen Land kämpft. Am ersten Jahrestag der Großinvasion nahm Ustymenko in Zusammenarbeit mit Huck Docs ein früheres Dokumentarfilmprojekt wieder auf, um die Reflexionen queerer Soldat*innen nach einem Jahr Krieg zu sammeln und die vielfältigen Formen queeren Widerstands zu erkunden. MEHR


SIMEIZ Ukraine, 2022; englische Untertitel. Regie: Anton Shebetko, 18 min

Ein Dorf an der Südküste der Halbinsel Krim. In der Sowjetzeit entstand hier im Geheimen ein kleines, queeres Resort. Alles begann mit einem FKK-Strand. Später, schon in der unabhängigen Ukraine, kam der Nachtclub Hedgehogs hinzu. In den 90er Jahren wurde Simeiz zu einem wichtigen Treffpunkt für LGBTIQ* aus der Ukraine, Belarus und Russland. Jährlich besuchten rund 4.000 Menschen den Ort. Heute unter Besatzung ist Simeiz bedroht. Die staatliche Verfolgung queerer Menschen in Russland lässt auch auf der besetzten Krim keinen Raum für Vielfalt. MEHR


CHACO Ukraine, 2020, deutsche Untertitel. Regie: Vitalii Havura, 20 min

Yanush kommt aus der Roma-Community. Er ist in einer kleinen ukrainischen Stadt aufgewachsen und soll bald heiraten. Genau wie seine Eltern sich das wünschen. Doch Yanush ist schwul und in Pascha verliebt. Gemeinsam beschließen sie, heimlich von der Hochzeit abzuhauen und die Stadt zu verlassen. Aber wird Yanush das auch wirklich durchziehen? MEHR


AFTERTASTE Ukraine, 2017; deutsche Untertitel. Regie: Yurіy Katinsykiy, 20 min

Ein Mann besucht seine Heimatstadt und trifft sich dort mit alten Freund*innen. Ehe der Tag zu Ende geht, beschließen sie, noch Zeit miteinander zu verbringen, und steigen in das Auto eines Fremden, dessen Absichten unklar sind. Ihre spontane Aktion erweist sich als Chance, einander näher zu kommen und sich selbst zu finden. MEHR


Kurzfilmabend Visible in the Dark: Queere Kurzfilme aus der Ukraine
Wann Sonntag, 18. Mai 2025, 19.30 Uhr
Wo Schwul-Queeres Zentrum Sub, Müllerstraße 14, 80469 München
Eintritt frei
Organisiert von: Munich Kyiv Queer, CSD München, Kulturreferat der Stadt München

So könnt Ihr helfen

EINZELFALLHILFE Munich Kyiv Queer unterstützt mit einer eigenen, privaten Spendenaktion über www.paypal.me/ConradBreyer die Menschen in der Ukraine, die in Not oder auf der Flucht sind. Denn nicht alle sind an ukrainische LGBTIQ*-Organisationen (s.u.) angebunden. Die Hilfe ist direkt, schnell und gebührenfrei, wenn Ihr auf PayPal die Option „Für Freunde und Familie“ wählt. Wer kein PayPal hat, kann alternativ an das Privatkonto von Conrad Breyer, Sprecher Munich Kyiv Queer, IBAN: DE42701500000021121454, Geld schicken.

Wir helfen unsere Freund*innen und Partnern. Alle Gesuche aus der Community werden in Zusammenarbeit mit unseren queeren Partner-Organisationen in der Ukraine akribisch geprüft. Können sie selbst helfen, übernehmen sie. Übersteigen die Anfragen die (finanziellen und/oder materiellen) Möglichkeiten der LGBTIQ*-Organisationen, sind wir gefragt.

HILFE FÜR LGBTIQ*-ORGANISATIONEN Wir haben zum Schutz von LGBTIQ* aus der Ukraine das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine mitgegründet. Ihm gehören um die 40 LGBTIQ*-Organisationen in Deutschand an. Sie alle haben ganz unterschiedliche Kontakte in die Ukraine und sind bestens vernetzt mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort, die Gelder für die Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen brauchen. Spendet hier

Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen

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