„Wenn sie es schaffen, können wir es auch schaffen“

Voneinander lernen, gemeinsam kämpfen. Das ist das Motto, unter dem Munich Kyiv Queer seit Jahren queere Menschen aus der Ukraine zum „Volunteers Workhop“ nach München einlädt. Im Fokus: Das Ehrenamt. Das Ziel: Vermitteln, was die Community dank des Engagements ihrer Mitglieder alles erreichen kann! Im „Volunteers Blog“ schreiben unsere Gäste, was sie bewegt. Oleksandra macht den Anfang.

Zu fünft stehen wir wie gebannt vor der Tafel mit dem Ablaufplan unseres Programms in München. Unsere Gehirne arbeiten auf Hochtouren und es scheint unmöglich, all die Eindrücke des heutigen Tages in einem kurzen Blogbeitrag zu strukturieren und zu beschreiben.

Und dann schlägt Uwe (u.), der die ganze Woche leitet, eine Brainstorming-Methode vor: Beschreibt diesen ersten Tag mit nur einem Wort. Es gibt eine Pause. Lena (im Bild 3.v.l.) ist die erste, die antwortet: Ihr Wort ist GESCHICHTE.

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Nach einer Führung durch die LGBTIQ*-Vergangenheit durch Linda (im Bild 2.v.r.) konnten wir den gesamten Weg der deutschen Community nachvollziehen. Erfolge und Misserfolge sind ein integraler Bestandteil der LGBTIQ*-Geschichte. Besonders beeindruckt hat mich die Initiative Forum Queeres Archiv: Viel Aufwand, viel Arbeit – und das alles, damit die Schicksale der Akteur:innen der Bewegung
nicht untergehen.

Aber es sind nicht nur Menschen, die Geschichten haben, sondern auch Orte. Zum Beispiel das Sub. Vierzigjähriges Bestehen – meine Güte, so lange lebt man nicht! )) Und hier leben sie nicht nur, sondern entwickeln sich auch weiter, wachsen und haben keinen Mangel an Ehrenamtlichen. Um ehrlich zu sein, sind wir neidisch – natürlich auf eine gute Art.

Als nächstes spricht Natalia (im Bild ganz links). PARALLELEN, sagt sie. Als Linda und Uwe uns von der Geschichte der LGBTIQ*-Bewegung erzählten, fielen uns viele Parallelen auf. Um den heutigen Stand der Freiheit und Gleichberechtigung zu erreichen, mussten sie vieles von dem ertragen, was wir gerade erleben. Angefangen vom Widerstand der Konservativen („Satanisten, Kindesmissbrauch, bla, bla, bla…“) bis hin zu dem gescheiterten Versuch, einen Pro-LGBTIQ*-Film als Teil einer staatlichen Bildungsinitiative zu drehen, woraufhin die queeren Leute über viele Stereotypen stolperten.

Sie sind stark und wir lernen, einmal wird es umgekehrt sein

Aber alles ändert sich. Früher oder später. In Deutschland sind die Dinge jetzt anders. Heute sind sie stärker, selbstbewusster und geben ihre Erfahrungen regelmäßig an andere Mitglieder der Community weiter. Und zwar nicht nur die Erfahrungen im Kampf für gleiche Rechte und Akzeptanz, sondern auch mit Büchern und Zeitschriften, der Organisation von Freizeitaktivitäten usw. Und das ist genau das Wort, das Uliana (3.v.r.) wählt: VIELFALT.

Katja (o.m.) denkt und denkt, denkt und denkt…

  • „Ich weiß es nicht“, sagt sie mit Verzweiflung in der Stimme.
  • Was hat Dir heute am besten gefallen?
  • „Mila!“, antwortet Katja ohne nachzudenken.

Ja, natürlich! MILA. Genauer gesagt, sind Mila und Anna unsere wunderbaren Übersetzerinnen. Sie haben den ohnehin schon interessanten Vorträgen und Diskussionen Charme verliehen und verbreiten gute Laune. Ihnen ist zu verdanken, dass wir alles so ausführlich und auf erschöpfende Weise erfahren. Die Stimmung in der Gruppe ist prima.

Volunteers Uliana, Katja, Oleksandra mit Uwe in der Sub-Bibliothek.
Volunteers Uliana, Katja, Oleksandra mit Uwe in der Sub-Bibliothek.

Ich möchte hinzufügen, dass Geschichte für mich persönlich immer eines der langweiligsten Fächer in der Schule war. Als Schulmädchen interessierte ich mich überhaupt nicht für die Vergangenheit. Es ist gut, dass die Dinge jetzt anders sind. Zu sagen, dass die Geschichte der Münchner Bewegung mich interessiert, wäre eine Untertreibung. Und ich stimme Natalia zu: Vieles davon passiert gerade in der heutigen ukrainischen Gesellschaft.

Das Wort, das meine Eindrücke vom ersten Tag des Workshops am besten beschreibt, ist HOFFNUNG. Hoffnung, dass, wenn sie es schaffen, wir es auch schaffen können. Wir haben gute Vorbilder dafür. Die Hauptsache ist, dass wir weitermachen.

Am Freitag berichten Oleksandra (2.v.r.), Katja (2.v.l.) und Uliana (l.) im LeZ mehr über ihre Woche in München.

Erzählcafé LGBTIQ*-Aktivist*innen aus der Ukraine berichten
Wann Freitag, 8. November 2024, 19 Uhr
Wo Lesbisch-Queeres Zentrum LeZ, Müllerstraße 26
Veranstaltende Gay Alliance Ukraine, LeZ, CSD München, Munich Kyiv Queer, Kulturreferat der Stadt München

So könnt Ihr helfen

EINZELFALLHILFE Munich Kyiv Queer unterstützt mit einer eigenen, privaten Spendenaktion über www.paypal.me/ConradBreyer die Menschen in der Ukraine, die in Not oder auf der Flucht sind. Denn nicht alle sind an ukrainische LGBTIQ*-Organisationen (s.u.) angebunden. Die Hilfe ist direkt, schnell und gebührenfrei, wenn Ihr auf PayPal die Option „Für Freunde und Familie“ wählt. Wer kein PayPal hat, kann alternativ an das Privatkonto von Conrad Breyer, Sprecher Munich Kyiv Queer, IBAN: DE42701500000021121454, Geld schicken.

Wir helfen unsere Freund*innen und Partnern. Alle Gesuche aus der Community werden in Zusammenarbeit mit unseren queeren Partner-Organisationen in der Ukraine akribisch geprüft. Können sie selbst helfen, übernehmen sie. Übersteigen die Anfragen die (finanziellen und/oder materiellen) Möglichkeiten der LGBTIQ*-Organisationen, sind wir gefragt.

HILFE FÜR LGBTIQ*-ORGANISATIONEN Wir haben zum Schutz von LGBTIQ* aus der Ukraine das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine mitgegründet. Ihm gehören um die 40 LGBTIQ*-Organisationen in Deutschand an. Sie alle haben ganz unterschiedliche Kontakte in die Ukraine und sind bestens vernetzt mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort, die Gelder für die Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen brauchen. Spendet hier

Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen

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