Maria: „Auch ich habe das Recht zu heiraten“

Kriegsmüde? Das sind wir alle, aber die Menschen in der Ukraine haben keine andere Wahl, als mit der Situation umzugehen. Queere Menschen haben es als vulnerable Gruppe besonders schwer. Wir helfen mit Euren Spenden! Regelmäßig fragen wir LGBTIQ*, wie es ihnen mit dem Krieg geht und bitten sie, uns ihre Geschichten zu erzählen. Hier ist die von Maria, einer Lesbe, die sich für eine „Ehe für alle“ einsetzt. Unsere Kolumnistin Iryna Hanenkova hat Maria getroffen.

Für mich begann der Krieg schon 2014, nicht wie für alle anderen erst 2022. Damals schon haben die Russen meine Heimatstadt Mariupol bombardiert. Und damals wurde mir bereits klar, dass ich in der Armee dienen wollte, um die Ukraine zu verteidigen. Am 25. März 2015 meldete ich mich freiwillig. Seitdem kämpfe ich (Fotos und Videos von 2022 und 2023).

Schon damals hatte ich den Verdacht, dass die sexuelle Orientierung, die mir die Gesellschaft auferlegen wollte, nicht mit meiner eigenen übereinstimmte. Das heißt: Zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs war mir nicht wirklich bewusst, dass ich lesbisch war. Ich hab es erst später gemerkt – nach einer Reha.

Ich bin nämlich an der Hand und am Bein verwundet worden. Als ich wieder gesund war, kehrte ich zurück in meine Einheit und fing etwas mit einem Mädchen an. Interessiert für sie hatte ich mich schon lange, aber weil ich Angst vor einer Stigmatisierung hatte, konnte ich es mir nicht eingestehen. Ich traute mich nicht einmal, mich ihr zu nähern, um mit ihr zu sprechen.

Vor den Kamerad*innen versteckt

Die Armee kann sehr voreingenommen sein. Frauen gehen etwa mit anderen Frauen duschen. Wenn da eine gemerkt hätte, dass ich mich eventuell für sie interessiere, wäre ich vielleicht schikaniert worden. Es ist sehr schwierig, und deshalb wollte ich erst gar nicht groß über mich nachdenken…

Heute – nach all den Jahren – gibt es diese Angst nicht mehr, denn ich habe inzwischen einen geliebten Menschen an meiner Seite, eine Frau, die ich heiraten, mit der ich eine Familie gründen möchte. Ihr kann ich mein Herz ausschütten, sie unterstützt mich.

Ich möchte das Recht haben, zu heiraten

Als eine Person, die unser Land verteidigt, als Lesbe, möchte ich die gleichen Rechte haben wie alle anderen Menschen auch, um zu heiraten. Ich möchte nicht irgendwo hingehen müssen, irgendwo ins Ausland, um unsere Ehe zu legalisieren. Ich weiß, dass selbst wenn wir in einem anderen Land heiraten, diese Dokumente nach ukrainischem Recht nicht gültig sind. Ich möchte das Recht haben, auf gesetzlicher Ebene in meinem Land zu heiraten. Das wäre mir wichtig! Das haben wir verdient.

So könnt Ihr helfen:

EINZELFALLHILFE Munich Kyiv Queer unterstützt mit einer eigenen, privaten Spendenaktion über www.paypal.me/ConradBreyer die Menschen in der Ukraine, die in Not oder auf der Flucht sind. Denn nicht alle sind an ukrainische LGBTIQ*-Organisationen (s.u.) angebunden. Die Hilfe ist direkt, schnell und gebührenfrei, wenn Ihr auf PayPal die Option „Für Freunde und Familie“ wählt. Wer kein PayPal hat, kann alternativ an das Privatkonto von Conrad Breyer, Sprecher Munich Kyiv Queer, IBAN: DE42701500000021121454, Geld schicken.

Alle Gesuche aus der Community werden in Zusammenarbeit mit unseren queeren Partner-Organisationen in der Ukraine akribisch geprüft. Können sie selbst helfen, übernehmen sie. Übersteigen die Anfragen die (finanziellen und/oder materiellen) Möglichkeiten der LGBTIQ*-Organisationen, sind wir gefragt.

HILFE FÜR LGBTIQ*-ORGANISATIONEN Wir haben zum Schutz von LGBTIQ* aus der Ukraine das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine mitgegründet. Ihm gehören um die 40 LGBTIQ*-Organisationen in Deutschland an. Sie alle haben ganz unterschiedliche Kontakte in die Ukraine und sind bestens vernetzt mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort, die Gelder für die Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen brauchen. Spendet hier

VULNERABLE GRUPPE Und hier erfahrt ihr, warum queere Menschen im Krieg unserer Unterstützung bedürfen.

Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen

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