„Wir müssen die Militärhilfe für die Ukraine erhöhen!“
Sascha ist eine queere Aktivistin und Künstlerin aus Kyjiw, die dieses Jahr 20 Jahre alt wird. Als ihre Eltern nach der russischen Invasion beschlossen, aus dem Land zu fliehen, war sie noch ein Teenager. Bald wurde ihr klar, dass die Ukraine und ihre queere Bewegung Hilfe brauchen, um zu überleben. Dies ist ihre Geschichte, protokolliert von unserer Kolumnistin Iryna Hanenkova.
Ich lebe derzeit in Vancouver und studiere Kunst an der University of British Columbia (UBC), wobei ich mich für Schauspiel, Psychologie und internationale Beziehungen interessiere. Seit ich die Ukraine verlassen habe, habe ich mein Land bei Demonstrationen in Warschau, New York und Vancouver vertreten.
Bevor ich im Juli 2022 nach Kanada zog, um mein Studium zu beginnen, lebte ich sechs Monate lang mit meiner Familie in New York. Als Teenager wusste ich damals nicht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Ich war ja auf all das, auf den Krieg und seine Folgen, nicht vorbereitet worden.
Wie kann man die Ukraine aus dem Ausland unterstützen?
Für alle, die damals in der Region Kyjiw lebten, war der 24. Februar 2022 der schrecklichste Tag ihres Lebens, da die russische Armee die Region ständig beschoss und schnell vorrückte. Um meine engsten Familienangehörigen wiederzusehen, die sich zu dieser Zeit im Ausland aufhielten, verließen wir die Heimat ohne konkreten Plan und zogen schließlich über Warschau nach New York.
Ich verbrachte ein halbes Jahr damit, mich in New York für die Ukraine einzusetzen, und versuchte herauszufinden, was ich mit meinem Leben anfangen und wie ich meine Fähigkeiten als im Ausland lebende Ukrainerin am besten einsetzen sollte. Ich engagierte mich ehrenamtlich bei „Razom For Ukraine“, nahm an jeder ukrainischen Demo teil und lief im Juni 2022 bei der New Yorker Pride-Parade mit, um die ukrainische LGBTIQ*-Community zu vertreten.
Die Teilnahme an Pride-Veranstaltungen war mir schon immer wichtig, seit ich angefangen habe, mich für die Rechte von Frauen einzusetzen und meine Sexualität zu erforschen. Die erste Pride-Parade, an der ich war, war der vom KyivPride organisierte „Equality March“ im September 2021, fünf Monate vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.
Aktivismus war der wichtigste Antrieb in meinem Leben, seit ich mir der Menschen- und Tierrechtsproblematik in der Ukraine bewusst wurde. Der Krieg beschleunigt jetzt viele soziale Veränderungen und führte kürzlich zur Ratifizierung der Istanbul-Konvention, zum Entwurf eines Gesetzes über gleichgeschlechtliche Partnerschaften, zur Legalisierung von medizinischem Cannabis vielleicht usw.
Auf den Prides wollte ich mit westlichen Klischees brechen…
Um mehr Unterstützung für die ukrainische Sache zu gewinnen, nahm ich auch am Pride in Seattle im Juni 2023 teil und half bei der Betreuung der ukrainischen Delegation in Vancouver im August 2023. Ich glaube, dass Pride-Paraden im Ausland eine großartige Gelegenheit sind, die Welt daran zu erinnern, dass ukrainische Queers immer noch Unterstützung brauchen, um den russischen Imperialismus zu besiegen, und um das westliche Klischee zu durchbrechen, dass es in der Ukraine keine queere Bewegung gibt.
Seit ich im Juni 2022 nach Vancouver gezogen bin, um an der UBC zu studieren, hat mein Leben an Sicherheit gewonnen, und ich konnte mich stärker auf mein Engagement für die Ukraine konzentrieren. Als ich mich immatrikuliert habe, trat ich der Ukrainian Student Union alias USU bei. Gemeinsam mit dem Team organisieren wir Veranstaltungen und Spendenaktionen auf und außerhalb des Campus, um die ukrainische Kultur und Geschichte zu fördern.
Als Teil der USU organisiere ich auch den Beitrag der „LGBTIQ* Ukrainians“ für den diesjährigen Vancouver Pride. Unser Ziel als Studentenclub ist es, mehr Unterstützung für die Ukraine an der Universität und in der Stadt zu bekommen, weil ein Großteil der lokalen Bevölkerung leider pro-russischer und kommunistischer Propaganda ausgesetzt ist.
… und mich für Militärhilfe stark machen
In diesem Jahr möchte ich mich verstärkt für ukrainische Projekte einsetzen, die den bestehenden Support für die Ukraine aufrechterhalten und so viele neue Menschen wie möglich für unsere Mission gewinnen. Ich hoffe, dass diese Arbeit die Entscheidungsträger*innen dazu bewegen wird, ihre Militärhilfe für die Ukraine zu erhöhen, da das der einzige Weg ist, den ukrainischen Sieg zu beschleunigen.
So könnt Ihr helfen
EINZELFALLHILFE Munich Kyiv Queer unterstützt mit einer eigenen, privaten Spendenaktion über www.paypal.me/ConradBreyer die Menschen in der Ukraine, die in Not oder auf der Flucht sind. Denn nicht alle sind an ukrainische LGBTIQ*-Organisationen (s.u.) angebunden. Die Hilfe ist direkt, schnell und gebührenfrei, wenn Ihr auf PayPal die Option „Für Freunde und Familie“ wählt. Wer kein PayPal hat, kann alternativ an das Privatkonto von Conrad Breyer, Sprecher Munich Kyiv Queer, IBAN: DE42701500000021121454, Geld schicken.
Wir helfen unsere Freund*innen und Partnern. Alle Gesuche aus der Community werden in Zusammenarbeit mit unseren queeren Partner-Organisationen in der Ukraine akribisch geprüft. Können sie selbst helfen, übernehmen sie. Übersteigen die Anfragen die (finanziellen und/oder materiellen) Möglichkeiten der LGBTIQ*-Organisationen, sind wir gefragt.
HILFE FÜR LGBTIQ*-ORGANISATIONEN Wir haben zum Schutz von LGBTIQ* aus der Ukraine das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine mitgegründet. Ihm gehören um die 40 LGBTIQ*-Organisationen in Deutschland an. Sie alle haben ganz unterschiedliche Kontakte in die Ukraine und sind bestens vernetzt mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort, die Gelder für die Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen brauchen. Spendet hier
Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen
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