„Ich träume nicht mehr“, Oleg aus Tschernihiw

Wenn wir jemandem helfen, zu überleben, geben wir ihm die Chance, seine Träume zu verwirklichen. Die Träume bleiben ja, auch wenn es jetzt ums blanke Überleben geht. Munich Kyiv Queer Team bedankt sich ganz herzlich bei allen, die unseren Freund*innen in und aus der Ukraine helfen. Das Gute wird siegen! Hier ist die Geschichte von Oleg aus Tschernihiw.

„Mein Name ist Oleg, ich bin 24 Jahre alt. Ich stamme aus Tschernihiw, aber ich habe mein ganzes Leben in Kyjiw verbracht, wo ich derzeit ein Zimmer angemietet habe.

Vor dem Krieg war ich als Choreograph tätig, besuchte Kunstzentren und arbeitete als Kellner. Einige Tage vor der Invasion kündigte ich meinen Job, weil ich einen Vertrag für ein Tanzprojekt auf einem Kreuzfahrtschiff unterschrieben hatte.

Ich spürte Leere, einfach Leere

In der Nacht des 24. Februar ging ich mit einem Freund im Kyjiwer Stadtteil Obolon am Fluss spazieren. Als er plötzlich las, dass r*ssische Truppen Städte im Osten der Ukraine besetzt hatten und gegen Mariupol vorrückten… da konnte ich’s nicht glauben. Ich empfand nicht sofort Wut oder Traurigkeit…

Als die Explosionen dann in Kyjiw zu hören waren, fühlte ich mich verbittert. Als der Krieg begann, fühlte ich keinen Hass, sondern nur Leere, weil Menschen ihr Leben verloren. Das tut wirklich weh. Mit der Zeit sah ich keine Möglichkeiten mehr, mich selbst zu verwirklichen.

Stabilität ist für mich wichtig, und alles, was ich damals empfand, war Angst vor der Zukunft. Vor dem Krieg hatte ich die Chance, ins Ausland zu gehen, zu reisen und Geld zu verdienen, aber nun war das alles weit weg.

Ihr habt mir geholfen

In den ersten Kriegstagen zog ich nach Mukachevo. Aber als sich die Lage in der Hauptstadt beruhigte, kehrte ich nach Hause zurück, hatte aber Probleme, eine Arbeit zu finden.

Da ich kein Geld mehr verdienen konnte, begann ich, die Dienste von Pfandleihern in Anspruch zu nehmen, und mir wurde klar, dass ich zumindest etwas Hilfe brauchte. Ein Freund aus der Gemeinde riet mir, mich an die NGO „Du bist nicht allein“ zu wenden.

Jetzt habe ich wieder einen Job

Ich glaubte nicht sofort daran, dass ich etwas bekommen würde, aber ich beschloss, es zu versuchen, und der Koordinator der Organisation meldete sich kurz darauf bei mir. Ich beantwortete nur ein paar Fragen, schrieb eine Quittung und erhielt das Geld noch am selben Tag.

Ich habe davon Lebensmittel und Dinge für den Alltag gekauft, die ich auch jetzt noch benutze. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe auch einen kleinen Betrag mit einem Freund geteilt. Es macht wirklich Spaß, anderen zu helfen. Ich habe jetzt wieder einen Job und bin froh, dass ich auf niemanden mehr angewiesen bin.“

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