PRIDE WEEK Pride but not proud – die Situation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender nach dem KyivPride
PODIUMSDISKUSSION Es war ein historischer Sieg. Zum ersten Mal konnten Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) in Münchens Partnerstadt Kyiw auf die Straße gehen, um für ihre Rechte zu kämpfen. Geschützt von Hunderten Polizisten, dokumentiert von zig Medien aus dem In- und Ausland, wehrte sich die Community Kyiws beim KyivPride trotz massiver Gegenproteste sichtbar gegen Ausgrenzung und staatlich verordnete Diskriminierung. Doch hat der Pride auch Feinde in den eigenen Reihen: Viele Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender fürchten den „Krieg“ mit der Gesellschaft. Die Veranstalter*innen des KyivPride wissen, welch Erfolg der March of Equality war, politisch gesehen. „Das war ein Meilenstein in der Geschichte der ukrainischen LGBT-Bewegung und die Zivilgesellschaft im Allgemeinen“, sagt Taras Karasyitschuk, Chairman des KyivPride. „Es war ein Zeichen dafür, dass sich Dinge verändern können, nicht nur in unserem Land, sondern in der ganzen Region.“ Wir ziehen Bilanz! Was hat der Pride gebracht? Im Sub, Müllerstraße 14, debattieren am Dienstag, 9. Juli ab 19 Uhr: – Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich, – vom KyivPride Taras Karasyitschuk, Stanislaw Mischtschenko, Volodymyr Naumenko und Olena Semenova – sowie die Künstlerin Naomi Lawrence von der Kontaktgruppe Munich Kyiv Queer. Zu Beginn der Debatte führt der Ukraine-Experte Peter Hilkes (LMU) in die politische Situation der Ukraine ein; die Moderation übernimmt Peter Jungblut vom BR. Die Veranstaltung findet in Englisch statt. In der eigenen Community stellt sich die Sache freilich kontroverser da. Mit einer Pride Week haben die Organisator*innen versucht, die Szene für ihre Anliegen zu gewinnen. Zwei Ausstellungen aus München, eine Podiumsdiskussion, ein Filmfestival und Partys lockten Neugierige. Doch viele lehnen das Pride-Konzept ab: Sie fürchten die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, haben sich eingerichtet. Darin liegt eine Herausforderung der Zukunft: Die Veranstalter*innen müssen die Szene besser mobilisieren. Noch sind außerdem zu viele Ausländer*innen am Marsch beteiligt, was vor allem die ukrainischen Medien kritisieren. München war beim KyivPride dabei – mit einer von Bürgermeister Hep Monatzeder angeführten Delegation aus dem Rathaus, der Community und Presseleuten. „Es geht hier um Menschenrechte, um nichts anderes“, sagt Stadträtin Lydia Dietrich, die in Kyiw war. Aus der Szene waren Vertreter*innen von CSD, GOC, der Kontaktgruppe Munich Kyiv Queer, vom Lesbenfrühlingstreffen, MLC und Sub vor Ort. Münchner*innen und Kiewer*innen unterzeichnen Declaration of Cooperation „Der Gedanke von Solidarität entspricht zutiefst meiner Weltanschauung“, sagt Naomi Lawrence von der Kontaktgruppe. „Wenn ich nichts tue, bekomme ich Angst“. Die Präsenz von Ausländer*innen, darunter EU-Diplomat*innen, EU-Parlamentarier*innen sowie von Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch, hat erheblich zur Sicherheit der Teilnehmer*innen beigetragen. Ohne sie geht es nicht – doch ist dem Vorwurf, Gay-Pride-Paraden seien eine Erfindung des Westens, so nur schwer zu begegnen.
Stanislaw Naumenko von der NGO Gay Alliance (l.) und Taras Karasyitschuk, Chairman des KyivPride, haben die Kooperationsvereinbarung mit München schon in Kiew unterzeichnet.