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Am 28. und 29. September fand in Kyjiw die III. Internationale Konferenz der Elterninitiative TERGO statt. Thema war die Bekämpfung von Mobbing und Gewalt gegen LGBTI*-Kinder. An der Veranstaltung nahmen Vertreter*innen aus 14 Ländern teil: aus Ukraine, Weißrussland, der Republik Moldau, Russland, Georgien, Armenien, Litauen, Lettland, Deutschland, Schweden, den USA, Großbritannien, Kanada und China. Sie brachte Lehrkräfte, Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen, Vertreter*innen internationaler Organisationen, Botschaften, Expert*innen sowie Wissenschaftler*innen zusammen. Das Aufklärungsprojekt München war für einen Workshop und zur Konferenz selbst eingeladen. Teamer Daniel war für den Münchner Verein vor Ort.
Kyjiw ist von München aus sehr gut mit dem Flugzeug erreichbar. Nach meinem regulären Arbeitstag bin ich direkt mit dem Flugzeug hingeflogen. Am Flughafen wurde ich von einem freundlichen Fahrer in Empfang genommen, der mich durch die Dunkelheit der angebrochenen Nacht in das Hotel der Konferenz gebracht hat, einen großen Komplex mit vielen Zimmern und guter Anbindung an die U-Bahn in die Stadt.
Am darauf folgenden Tag war ich mit Maryna Shevtsova von der Elterninitiative TERGO zum Mittagessen verabredet. Dort lernte ich die ersten Teilnehmer*innen des Workshoptages kennen. Das Essen in der Ukraine besteht aus vielen, für mich bis dahin unbekannten, aber sehr leckeren Speisen. Häufig beginnt ein Essen mit Borschtsch, einer leckeren Gemüsesuppe mit roter Beete und anderen Zutaten.
Engagierte Lehrkräfte
Nach dem Mittagessen durfte ich in einem Workshop noch vor Konferenzbeginn zum Thema Toleranz und Akzeptanz an Schulen mit 20 Lehrer*innen aus der gesamten Ukraine arbeiten. Ich gab einen kurzen Überblick über unsere Arbeit, dann ging es im praktischen Teil um Methoden und deren mögliche Wirkung. Bei einer Methode mit dem Namen „2-Seiten-Spiel“ habe ich den Lehrer*innen einige Fragen gestellt, die sie mit Ja oder Nein beantworten sollten. Besonders interessant war die Frage danach, wer mit der linken Hand schreibt. Nur zwei Teilnehmer*innen haben mit Ja geantwortet. In der anschließenden Diskussion haben wir Verhältnisse von Mehr- und Minderheiten besprochen.
In der zweiten Methode erhielten die Lehrkräfte kurze Texte als Fallbeispiele, die sie in der Gruppe diskutierten, um Handlungsempfehlungen für die beschriebene Situation zu erstellen. Wie auch in Deutschland haben sie einige der Fallbeispiele – wie etwa Ausgrenzung an Schulen – als realistisch auch für die Situation in der Ukraine betrachtet.
Mir hat der Workshop sehr gut gefallen, da die Lehrer*innen interessiert und konzentriert die Fragestellungen mitdiskutierten und eigene Erfahrungen mit in die Runde brachten. Dank der simultanen Übersetzung konnten wir sprachliche Barrieren weitgehend überwinden. Es war außerdem spannend für mich, eine neue Sicht auf die Situation in der Ukraine zu bekommen, die ich vorher nicht kannte.
Prächtige Stadt Kyjiw
Am späten Nachmittag bin ich mit der U-Bahn in die Stadt gefahren, um sie kennenzulernen. Die Kyjiwer Metro ist bereits sehenswert mit ihren in über 100 Metern Tiefe liegenden Stationen und langen Rolltreppen. Viele U-Bahn-Stationen sind schmuckreich dekoriert in sowjetischem Klassizismus. Die Hauptstraße Khreshchatyk säumen repräsentative Bauten bis zum Majdan Nesaleschnosti, dem Platz der Unabhängigkeit. Entlang von Straßen-Cafés führte mich mein Weg zur Sofien-Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert. Vorbei an der blauen, auf einem Hügel gelegenen Sankt-Andreas-Kirche ging es bergab nach Podil, einem der ältesten Stadtviertel, zum Abendessen.
Der Tag der Konferenz selbst begann mit Willkommensreden, unter anderem der Geschäftsführerin Olena Hloba von der Elterninitiative TERGO. Über den Tag verteilt wurden einige Reden gehalten, darunter vom Botschafter Kanadas und dem Ombudsmann für Bildung der Ukraine.
Durch die sehr unterschiedlichen und thematisch vielfältigen Beiträge erlebte ich den Vormittag als sehr lebhaft und konnte verschiedene Eindrücke sammeln. Am Nachmittag durfte ich das Aufklärungsprojekt München im Rahmen einer Podiumsdiskussion vorstellen. Nach einer kurzen Präsentation zu unserer Arbeit und Vorgehensweise haben die Konferenzteilnehmer*innen interessiert Fragen zu unseren Abläufen und Hintergründen gestellt.
Motivationsschub zum Schluss
Den Abschluss der Konferenz bildeten am Sonntag die persönlichen Geschichten einiger Eltern von TERGO, die das Publikum und mich sehr bewegten. Mich haben diese Erzählungen sehr für die Arbeit an Schulen motiviert. Die Kraft, die von dieser Veranstaltung aus ging, kann hoffentlich dazu beitragen, die Situation von LGBTI*-Kindern in der ukrainischen Gesellschaft zu verbessern. Ich habe mich in der gesamten Zeit sowohl bei der Konferenz als auch in Kyjiw sehr wohl und sicher gefühlt. Kyjiw ist eine schöne Stadt mit vielen Elementen aus der Vergangenheit und freundlichen Menschen, so dass diese Reise für mich eine tolle Erfahrung war.
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