PrideBlog – Müde Zivilgesellschaft
Wie jedes Jahr schickt München eine Delegation zum Pride nach Kyjiw, unserer Partnerstadt. Wir marschieren mit, wir machen mit bei der PrideWeek. Und jeden Tag schreiben wir in unserem Blog über unsere Erlebnisse. Heute wieder von Stefan BlockFreitag, der Termin bei der Botschaft. Um 12 Uhr werden wir empfangen. Die Botschaft ist schon zu einem festen Programmpunkt in der Pride Week für uns geworden. Sie unterstützt uns hervorragend. Jedes Jahr erfahren wir viel Neues zu den Reformen aber auch den Rückschlägen im Land.
Diesmal diskutieren wir intensiv zu den Reformen im Justiz-System und zur Wahl des neuen ukrainischen Präsidenten. Es bestärkt den anfänglichen Eindruck, dass sich die Ukraine langsam, aber stetig verändert. Sicher, die Geschwindigkeit der Neuerungen ist geringer als 2015 oder 2016. Aber all die Gesetze müssen auch umgesetzt werden und anfangen zu greifen.
iZone wird zur PrideZone
Und die Umwälzungen in diesem Land sind für uns kaum vorstellbar; raus aus einem Post-Sowjet-System hin zu einer – wenn auch nicht ganz perfekten – europäischen Demokratie. Aber gleichzeitig ist die Zivilgesellschaft auch müde. Viele junge Aktivist*innen zwischen 20 und 35 haben nun über sechs Jahre permanenten Kampf für das Neue hinter sich. Die wollen nun auch leben und ausruhen. Manche wandern aus.
Das neue Pride-House liegt in Podil, jenem schon viel beschriebenen Hipster-Viertel von Kyjiw. Wobei: Ehrlicherweise muss man sagen, es liegt in einem alten Industriegebäude einer stillgelegten Werft am Rande von Podil. Aber die Stimmung ist super – trotz der Polizei am Eingang. Aber auch das trägt zum Gefühl von Sicherheit und Offenheit bei. Sie kontrollieren manchmal gar nicht, manchmal unangenehm streng. Es ist leider notwendig.
Wir sind bei der Messe „Friendly Space“, bei der sich die LGBTI*-Organisationen und Unterstützer*innen vorstellen, an prominentem Platz vertreten. Neben uns ein Stand von Ledertypen, gegenüber ukrainische Bären – wie schön; auch die Szene selbst ist bunter und offener geworden.
Come and join!
Diesmal sind 30 Aussteller dort statt nur fünf bei der ersten Messe 2016. Und das Interesse an uns ist gestiegen. Die Leute kommen auf uns zu und fragen nach Merchandising-Artikeln und Möglichkeiten der Kooperation. Viele sagen, sie würden gerne mitmachen. Auch das ist ein Erfolg von Beharrlichkeit und Wandel.
Abends dann noch ukrainische Party: viel Drag, viel Glamour, Voguing und viele junge Leute. Ich unterhalte mich aber nur ein wenig. Um 23.30 Uhr bin ich schon viel zu müde und fahre mit anderem Mitgliedern der Gruppe per Uber zurück im die Stadt. Heim ins Bett.
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