PrideBlog – Ankunft in Kyjiw
Wie jedes Jahr schickt München eine Delegation zum Pride nach Kyjiw, unserer Partnerstadt. Wir marschieren mit, wir machen mit bei der PrideWeek. Und jeden Tag schreiben wir in unserem Blog über unsere Erlebnisse. Heute mit Stefan Block
Endlich wieder da, endlich in Kiew. Oder Kyiv? Oder Kyjiw? Die Verwirrung um den Namen spiegelt die Geschichte der Stadt. Aber nicht nur die Geschichte, auch die Gegenwart.
Wie hat sich die Stadt verändert, seit ich vor nur etwa fünf Jahren das erste Mal hier war; mit meinem Taxi-Fahrer habe ich Portugiesisch-Spanisch kommuniziert. Er hat sieben Jahre in Lissabon gelebt, ich habe Erasmus in Malaga gemacht. Im Katyuscha hatten wir eine super nette und witzige Kellnerin, unser Mitreisender aus Frankfurt erzählt von unglaublichen Cocktails zu Preisen für Banker, überall kann man mit kontaktlosen Kreditkarten zahlen und in Podil gibt’s genauso viele hippe Bars wie in Berlin Kreuzberg. Kyjiw ist neu – geradezu weltoffen. Es scheint mir mehr und mehr wie eine westeuropäische Stadt.
Weltoffenheit trifft auf Hass
Dennoch: zwei Attacken auf LGBTI*-Personen in der Nähe des PrideHouse. Vier Verletzte, anscheinend auch Krankenhaus-Aufenthalt. Auch die Gegener des Kyiv-Pride gehen mit der Zeit. Gezielte Verfolgung der sozialen Medien, Fake-Accounts auf Facebook.
Der Trend der vergangenen Jahre setzt sich fort; mehr Licht, mehr Schatten. Die Umrisse und Abgründe sind schärfer. Aber die Stadt und Regierung stehen hinter dem Pride. Sie haben mehr Polizei geschickt. Es ist ihnen wichtig, das Kyjiw weltoffen bleibt. Vor den Botschaften, die Druck machen, vor den ausländischen Delegationen. Deshalb sind wir Münchner hier.