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In ihrem Land strotzen sie vor Mut; in München wird sie die Community dafür hochleben lassen. Die Held*innen des KyivPride 2018 kommen zum Christopher Street Day. Oberbürgermeister Dieter Reiter empfängt die zwölf LSBTI-Aktivist*innen aus der Ukraine in seinem Büro. Text: Conrad Breyer
Wenn in Münchens Partnerstadt Kyjiw CSD ist, läuft alles ein bisschen anders. Das beginnt schon beim Einlass: Wer beim Marsch mitlaufen will, muss durch einen Metalldetektoren. Und die 1,5 Kilometer lange Strecke, die es zurückzulegen gilt, wird von allen Seiten abgeschirmt. In diesem Jahr hatten 5000 Beamt*innen den Korridor gebildet, in dem sich die über 5000 Teilnehmer*innen bewegten. Zum Christopher Street Day in München kommen jährlich 125.000 Leute und von der Polizei ist kaum etwas zu sehen bei der bunten Parade, die sich am Samstag, 14. Juli, ab 12 Uhr wieder gut drei Stunden lang durch das Zentrum der Stadt schlängeln wird.
Grund zum Feiern gibt es aber allemal, denn der KyivPride wächst. 2013 hat er erstmals stattgefunden – mit damals 150 Aktivist*innen. Und die mussten sich vorher anmelden. Wir erinnern uns: Eine Münchner Delegation war dabei mit dem damaligen Bürgermeister Joseph Monatzeder und Stadträtin Lydia Dietrich, die seitdem jedes Jahr in Vertretung des Oberbürgermeisters nach Kyjiw gereist ist. Sie hat den Stadtrat inzwischen verlassen. Jetzt ist der „Marsch für Gleichheit“, der dieses Jahr unter dem Motto „Land der Freien: Sei Du selbst!“ stand, für alle offen. Man kommt, passiert die Kontrolle, zieht mit, wird mit der Metro evakuiert. Eine gute Stunde dauert das Ganze.
Kreativer Protest zu den Wahlen
Fünf Wagen waren erstmals dabei, einer mit Drag Queens (!), einer mit der bekannten Trans*-Sängerin Ziandja, ein anderer mit queeren Fans der offen lesbischen Sängerin LP und ein Fahrzeug mit der LSBTI-freundlichen Ärzteinitiative Friendly Doctors. Sehr viele junge Frauen und Männer liefen dieses Jahr mit, die den KyivPride schon im Vorfeld auf Instagram gefeiert hatten. Und: Trotz der wütenden Gegenproteste von Rechten und Religiösen blieben die Übergriffe auf die Teilnehmer*innen der Parade nach der Veranstaltung aus – auch das ein Novum. Die Polizei hat ihre Sache gut gemacht!
München erweist seinem Partner-Pride die Ehre und lädt die Macher*innen zum CSD ein, außerdem einige Vertreter*innen der großen Lesben-, Schwulen-, Bi*-, Trans*- und Inter* (LSBTI)-Organisationen des Landes. Für die zwölf Gäste hat die Stadt ein attraktives Besuchsprogramm zusammengestellt: Sie lernen die Münchner Community mit ihren vielen Gruppen und Vereinen kennen, der Generalkonsul der Ukraine empfängt sie und natürlich Oberbürgermeister Dieter Reiter. Bei der Politparade am 14. Juli laufen die Ukrainer*innen mit; sie profitieren von den Events der Pride Week. Auch auf der Bühne sind sie präsent.
Freilich tragen die Aktivist*innen wieder mit eigenen Programmpunkten zur Pride Week in München bei. So laden sie dieses Jahr zum Workshop in ein echtes Künstlerinnenatelier. Naomi Lawrence öffnet ihre Kreativstube und zeigt, wie kreativer Protest geht („What you love!“). Am Sonntag, 8. Juli, um 15 Uhr, und am Mittwoch, 11. Juli, um 19 Uhr, basteln Ukrainer*innen und Münchner*innen am Auftritt von Munich Kyiv Queer für die Politparade. Die Kontaktgruppe Munich Kyiv Queer koordiniert die Pride- und Szenekooperation zwischen München und der Partnerstadt Kyjiw, die seit 2012 besteht. Geschaffen werden soll das Gerüst für eine mobile Installation, ein Herz, das die Zuschauer*innen am 14. Juli während der Parade mit ihren eigenen, guten Wünschen bekleben und so mitgestalten können. Die Aktion folgt dem diesjährigen CSD-Slogan zur Landtagswahl in Bayern: „Bunt ist das neue Weiß-Blau!“, unter dem fast alle Events der Community stehen. Bei uns heißt es: „Bunt ist das neue Blau-Gelb!“ in Anlehnung an die Nationalfarben der Ukraine. Denn auch dort stehen 2019 Wahlen an.
Gemeinsam Geschichte schreiben
Die Kooperation zwischen CSD und KyivPride existiert seit 2012. Das Motto damals: „Fight for Global Rights – Solidarität kennt keine Grenzen“. Im Nachgang haben sich die Münchner und die Kyjiwer Szene zusammengetan. Politische Aktionen, Kulturevents und Workshops gehören seitdem zum Austausch. Gemeinsam haben beide Seiten viel bewegt. Ohne München ist die Erfolgsgeschichte des KyivPride nicht denkbar.
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