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München auf Besuch in Kyjiw. 25 Menschen reisen 2018 in die Partnerstadt zum CSD. So groß und so bunt war die Truppe der Lesben-, Schwulen-, Bi*-, Trans*- und Inter*-Community aus München noch nie. Im PrideBlog berichten wir täglich über unsere Abenteuer. Heute: Was Oligarchen alles können und warum Mütter so toll sind. Von: Stefan Block
Unsere Gruppe wächst. Ich steh in der Sonne vor dem McDonald’s und es werden immer mehr – klar gestern abend kamen wieder 4 oder 6 oder 5 neue Teilnehmer an. Spät in der Nacht oder früh am Morgen – wie man es sieht. Aber sie kamen gut an und sind heute morgen schon früh aufgestanden, um den Termin bei der Botschaft nicht zu verpassen.
Uwe und ich leiten die Gruppe dort hin – hoffentlich hat keiner gemerkt, dass wir auch nicht ganz sicher waren, ob der Weg stimmt. Aber ja, noch schnell ne touristische Einweisung; Sophienkathedrale und Goldenes Tor.
Fragen nach der Sicherheit beim Pride
In der Botschaft wie immer ein super interessantes Gespräch; von den Oligarchen und dem Steuersystem, von den Holzimporten und den sich selbst überwachenden Ministerien. Ja, einiges ist noch zu tun. Aber: die Richtung passt. Es gibt öffentliche Verurteilungen von Gewalt an Minderheiten durch Politiker*innen, es gibt Reformen im Steuer- und Energiesektor und das Bildungssystem wird verbessert. Bloß mit dem Druck von außen (z.B. EU, UN, Währungsfonds) nicht nachlassen, damit den jungen Reformern in der Regierung nicht die Puste ausgeht. Ach ja und zum Kyiv-Pride wird dieses Jahr der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth, kommen. Der Pride is safe. Aber danach kann es wieder schwierig werden. Wir verstehen, dass die Polizei dagegen kaum etwas tun kann. Man müsste jeden/jede* mit persönlicher Eskorte nach Hause bringen.
Nachmittags waren wir dann bei den Damen von Tergo, jener Organisation, die Eltern von LSBTQI-Kindern eine Stimme gibt. Olena, Maryna und Anna sind so herzlich, lieb, verständnisvoll und emotional – Mütter eben. Aber sie sind auch clever, zielstrebig und neugierig – Aktivistinnen eben. Sie erzählen, was sie in der vergangenen Zeit alles auf die Beine gestellt haben. Eltern-Netzwerke in zwei Regionen, Toleranz-Workshops, Gründung einer europäischen Dachorganisation für LSBTQI-Eltern (zusammen mit Eltern aus Polen, Deutschland, Spanien, Portugal etc.) in Malta, Sorgentelefone.
Ach, ich kann mich nicht an alles erinnern. Aber die Atmosphäre war ergreifend; authentisch, herzlich. Kaum jemand anderes hat sich so viel Zeit aus den Rippen geschnitten wie die drei. Anna hat immer gelächelt, ihr Englisch war nicht so gut. Dennoch hat sie mich sehr beeindruckt. Genauso wie Olena – eine klasse Frau.
Und jetzt zur Party
Nun aber schnell, schnell in den Bus und zur U-Bahn. Noch schnell nach Hause, Blog schreiben, Essen und dann ab zur Party. Stress, Freude, Gerührtheit – mittlerweile gewöhne ich mich an unsere Besuche in Kyjiw. Emotional dick. Was mögen wohl aber die anderen denken, was mögen sie Zuhause erzählen oder per Messenger schreiben. Unsere Gruppe wächst.
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