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»Mit Liebe aus der Ukraine« – Chronik aus Cherson

23.03.2022 | cb — Keine Kommentare
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»Lesben aus der Ukraine erzählen ihre Geschichte. Die Storys sind wahr, in Szene gesetzt werden sie jedoch von den Aktivistinnen Anastasija und Swetlana des lesbisch-feministischen Theaters ЖИВА_я (zhiva_ja)«.

Das war die Ankündigung der Kontaktgruppe Munich Kyiv Queer und der Lesbenkulturtage für eine Theateraufführung im Eine-Welt-Haus 2015. Lange her.

Das lesbisch-feministische Theater ЖИВА_я (zhiva_ja) in München 2015. Foto: Stas Mishchenko

Die beiden Frauen leben nach wie vor in Cherson. Jetzt schreiben sie aus dem Krieg: Cherson ist russisch besetzt. Ihre Chronik von Facebook und ihre Fotos dazu dürfen wir in Auszügen veröffentlichen.

Euer Geld kommt an

Für die Spenden, die wir nach Cherson überwiesen haben, werden sie sich bei der Münchner Community persönlich bedanken. Wenn wieder Frieden ist. Jetzt sind die beiden nicht nur als Ukrainerinnen in höchster Gefahr, sondern auch als Lesben. Als Aktivistinnen helfen sie den Menschen vor Ort – auch mit Eurem Geld.

Wenn Ihr unsere Hilfe für die ukrainische LGBTIQ*-Community mit unterstützen wollt, spendet gerne. Eure Mittel kommen an, schnell, direkt, unbürokratisch.

Sie erreichen die Menschen, die wir aus zehn Jahren enger Zusammenarbeit kennen und schätzen. Es sind unsere Partner*- und Freund*innen. Und wir vermissen sie schmerzlich.

Hier nun die Auszüge aus Anastasijas und Swetlanas Blog:

Tag 8

»Ich möchte unseren mutigen Freiwilligen und Menschen aus der ganzen Welt danken, die nach verschiedenen Möglichkeiten suchen, um die Region Cherson und den Menschen in der Ukraine zu helfen.

Es geht nicht nur um Geld. Es ist ein Zeichen des Mitgefühls, es ist eine Form des Widerstands.«

Tag 11

»Einen halben Tag lang hatten wir keinen Kontakt zu den Verwandten. Aber wir setzen unseren Widerstand fort und helfen denen, die Unterstützung brauchen. Wir überlegen, nachts zu arbeiten, weil die Verbindungen nach 22 Uhr besser sind.«

Tag 13

»Es gibt Menschen, die zum ersten Mal in ihrem Leben Hilfe von Außenstehenden erhalten. Sie weinen, weil die Welt ihnen in diesen dunklen Zeiten nicht den Rücken gekehrt hat.«

Tag 14

»Verwandte, Freunde, Bekannte stehen unter Beschuss. Einige seit mehr als einer Woche.

In diesen schwierigen dunklen Zeiten ist es am wichtigsten zu wissen, dass es jemanden gibt, der an uns denkt, erinnert, wartet, da sein will, alles und noch mehr tut, um einen Unterschied zu machen.«

Tag 18

»Die vorherige Nacht war wieder hart. Aber die Region Cherson gehört zur Ukraine. Die Menschen zeigen jeden Tag, dass sie in einer freien Ukraine leben wollen.«

Tag 20

»Die Region Cherson leidet unter den Aktionen der russischen Besatzer, die zu einer humanitären Krise in vielen Dörfern geführt haben. Menschen sind gezwungen, sich in Kellern, zerstörten Häusern, ohne Strom, Wasser, Heizung und Lebensmittel zu verstecken.«

Tag 21

»Es geht nicht in meinen Kopf, dass die Ukraine seit drei Wochen in Flammen steht. Trotz Krieg, Trauer, Schmerz, Tod, Zerstörung glauben die Menschen an den Sieg. Es besteht die Hoffnung, dass das Land wiedergeboren wird, bald freier wird. Und so wird es auch sein.«

Tag 24

»Die Ukraine kämpft um ihre Existenz, Unabhängigkeit, Freiheit, Werte und das Leben freier Menschen. Was in Filmen über unsere Großeltern gehört, gelesen, gesehen wurde, passiert jetzt wieder. (…)

Unsere Freiwilligen hören den Familien zu, die in den meisten Fällen ohne Licht, Nahrung, Wasser oder Medizin leben. Einige haben zum ersten Mal in ihrem Leben um Hilfe gebeten. Wir glauben, dass eine solche Unterstützung nicht nur Kraft gibt, sondern auch den Glauben an die Menschheit stärkt.«

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