« Jeder Tag kann der letzte sein » Andrij aus Dnipro will leben und helfen

Es klingt absurd: Aber Andrij hat mitten im Krieg eine Depression überwunden, in die er nach zwei Schicksalsschlägen schon vor dem Angriff Russlands geraten war. Heute hilft der junge schwule Mann aus Dnipro anderen und genießt sein Leben, wie er sagt. Unserer Freundin und Aktivistin Iryna Hanenkova hat Andrij gebeten, uns seine Lage zu schildern.

Mein Name ist Andrij, ich bin 22 Jahre alt und wohne in der Stadt Dnipro.
Es klingt komisch, aber als der Krieg begann, vergangenes Jahr, war ich bereits sehr deprimiert.

Ich trauerte um einen geliebten Menschen, der im Herbst 2021 verstorben war. Außerdem ging meine Beziehung nach mehreren Jahren in die Brüche. Ich musste umziehen und dann kam dieses Datum, der 24. Februar 2022.

Andriy und ein Freund. Photo: privat

Die ersten Tage habe ich einfach abgewartet und zitterte. Ich war ganz passiv, fragte mich, was wohl als nächstes passieren würde.

Ich habe mich bald freiwillig gemeldet

Ein paar Wochen vergingen, und ich beschloss, dass ich endlich nicht mehr nur herumsitzen, sondern auch irgendwie helfen wollte. Ich bin nicht wehrdiensttauglich, also habe ich beschlossen, mich freiwillig als ehrenamtlicher Helfer zu melden.

Das tue ich nun schon seit fast einem Jahr.

Wir sammeln Verschiedenes: Medikamente, Kleidung, Lebensmittel. Wir besorgen auch Autos und sogar Drohnen. Ihr könnt das alles auf meiner Instagram-Seite @andrii_yln in den Storys sehen.

Wir müssen jetzt einfach weiterleben

Warum sage ich „wir“? Weil es doch irgendwie eine gemeinsame Anstrengung ist. Mein Psychotherapeut und ein Psychologe haben mir vergangenen Sommer sehr geholfen, mit meiner Depression umzugehen. Selbst mit dem Krieg gelingt es mir jetzt, zu leben.

Jeder Tag kann der letzte sein: In meiner Stadt, Ihr wisst es aus den Nachrichten, erleben wir täglich Luftangriffe wie im ganzen Land. Hier ein VIDEO aus Berezovka, wo ich zu Beginn des Krieges lebte.

Heute denke ich, dass wir trotz allem weitermachen müssen, um unseren Leuten, auch unseren Soldat*innen, so gut wie möglich zu helfen. Wir bauen unsere Zukunft auf.

Wir werden gewinnen und alles wird Ukraine sein!

So könnt Ihr helfen


EINZELFALLHILFE Munich Kyiv Queer unterstützt mit einer eigenen, privaten Spendenaktion über www.paypal.me/ConradBreyer Menschen in der Ukraine, die Hilfe brauchen und nicht an queere Organisationen angebunden sind wie Andrij. Das ist direkt, schnell und gebührenfrei, wenn Ihr die Option „Geld an Familie & Freunde senden“ wählt. Wer kein PayPal hat, kann alternativ an das Privatkonto von Conrad Breyer, IBAN: DE42701500000021121454, Geld schicken.

HILFE FÜR LGBTIQ*-ORGANISATIONEN Wir haben zum Schutz von LGBTIQ* aus der Ukraine das Bündnis Queere Nothilfe Ukraine mitgegründet. Ihm gehören um die 40 LGBTIQ*-Organisationen in Deutschand an. Sie alle haben ganz unterschiedliche Kontakte in die Ukraine und sind bestens vernetzt mit Menschenrechtsorganisationen vor Ort, die Gelder für die Versorgung oder Evakuierung queerer Menschen brauchen. Spendet hier

Fragen? www.MunichKyivQueer.org/helfen

UNTERKUNFT FÜR QUEERE GEFLÜCHTETE AUS DER UKRAINE „Home is where the heart is“, lautet ein englisches Sprichwort, aber ein Herz alleine schafft noch keinen Wohnraum. Wir kümmern uns deshalb gemeinsam um Unterkünfte für queere Menschen. Wir mieten je nach Verfügbarkeit Zwei-, Drei-, Vier- oder Fünf-Zimmer-Wohnungen an und vermieten sie an Bedürftige in Form von Wohngemeinschaften weiter. Noch hat unser Verein keine Förderung, deshalb sind wir auf Spenden angewiesen. Wir müssen zum Beispiel Mieten und Kautionen vorstrecken, bis das Jobcenter einspringt.

  • Münchner Bank eG
  • IBAN DE16 7019 0000 0003 1425 66
  • Munich Queer Homes e.V.

Fragen? https://munichkyivqueer.org/munich-queer-homes/